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Das Ghetto Tarot von Alice Smeets.

Das Ghetto Tarot von Alice Smeets.

Die „Ghetto Biennale“ ist eine Kunstbiennale in Haiti. Die haitianische Künstlergemeinschaft „Atis Rezistans“ lädt alle zwei Jahre Künstler weltweit nach Haiti ein, um gemeinsam Kunst zu schaffen. Die Ausstellung findet mitten im Slum statt. Atis Rezistans verwenden Müll, um Kunst zu schaffen, indem sie die Schönheit inmitten des Abfalls erkennen und verwerten. Die junge belgische Fotografin Alice Smeets besucht Haiti seit acht Jahren regelmäßig und hat zwei Jahre lang selbst im Land gelebt. Kennengelernt hat sie die haitianische Künstlergruppe 2011 und begann, mit ihr gemeinsam am Projekt „The Ghetto Tarot“ zu arbeiten.

Bei diesen Karten werden die Archetypen des traditionellen Tarotspiels im haitianischen Slum zum Leben erweckt. Inspiriert durch die Kreativität und die Stärke der Bewohner des Ghettos, lehrt uns das Ghetto Tarot wie man seine Perspektive verändert und es schafft die Negativität in seinem Leben in Positivität umzuwandeln, indem man die Kraft seiner Gedanken erkennt. Das Ghetto Tarot ist eine fotografische Interpretation der bekannten, traditionellen Rider-Waite-Smith-Tarotkarten kreiert von Pamela Coleman Smith im Jahre 1909. Die Szenen wurden von Alice aufgenommen zusammen mit Hilfe der haitianischen Künstlergruppe Atis Rezistans. Benutzt wurde ausschließlich Material was vor Ort zu finden war. Seit vielen Jahrhunderten ist Tarot im Umlauf. Erstmals wurde es genutzt in Gesellschaften, die uns völlig anders erscheinen als unsere heutige. Und trotzdem ist Tarot durch seine zeitlosen Symbole aktueller denn je. Die Symbolik der Karten, die auch in der Moderne ihre Bedeutung stets erhält, lässt sich nicht nur in der westlichen Welt integrieren, sondern in jedes andere Kontinent, jedes Land und jede Kultur – also auch ins Haitianische Ghetto.
Ein Ziel des Ghetto-Tarot-Projektes ist es, die kulturellen Grenzen des Vorurteils und der Ignoranz zu durchbrechen und die Wahrnehmung des Begriffs Ghetto im kollektiven Bewusstsein positiv zu prägen. Außerdem soll es uns helfen die Kraft unserer eigenen Gedanken zu erkennen. Um das zu erreichen, wird das haitianische Ghetto aus einem anderen Blickwinkel präsentiert. Es galt, die Kreativität und die Stärke der Bewohner hervorzuheben. Die Fotografin Alice Smeets dazu:

Durch die Arbeit mit den Haitianern habe ich verstanden, dass es unsere persönlichen Beurteilungen von Dingen und Situationen sind, die in uns positive oder negative Emotionen auslösen. Wir selber geben jedem Wort eine Bedeutung deren Ursprung in unseren persönlichen und vergangenen Erfahrungen liegt. Wir alleine sind dafür verantwortlich ob wir es dabei belassen oder ob wir diese Bedeutung verändern. Wenn ich beispielsweise Zerstörung betrachte, habe ich die Wahl: Entweder erkenne ich darin Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung oder ich sehe einen Neubeginn. Mit diesem Bewusstsein geht die Macht einher, die Bedeutung eines jeden Wortes, jeder Handlung und jeder Emotion zu verändern. Das heißt; wir sind keine Untertanen unserer Vergangenheit, wir sind nicht in den Ketten der modernen Gesellschaft gefangen, sondern wir sind frei – wenn wir uns dazu entscheiden. Wir haben die Freiheit unsere eigene Realität zu kreieren.

Über das Ghetto
In Haiti bedeutet „Ghetto“ im Slum zu leben ohne finanzielle Sicherheit. Doch „Ghetto“ hat auch eine positive Bedeutung, denn es steht für Gemeinschaft, Familie, Solidarität, Stärke und einen Schatz an Kreativität. Die Haitianer haben sich das Wort „Ghetto“ zu Eigen gemacht. Als es die Insel aus Übersee erreichte, assoziierte man es mit Rassismus, Armut und Ausgrenzung. Sie aber befreiten es von dieser missgünstigen Interpretation und verwandelten es in einen lebensbejahenden Begriff.

Schaut euch die Künstler, ihr Zuhause und ihre Perspektive über das Ghetto an:

Ghetto Tarot from MING on Vimeo.

Die Fotografin: Alice Smeets
Alice Smeets ist eine belgische Fotografin, Filmemacherin und Künstlerin. Ihre Dokumentarfotos von Haiti sind weltweit bekannt und haben schon einige internationale Preise gewonnen, unter anderem das Unicef Foto des Jahres. Alice interessierte sich schon lange für Tarot und dachte viele Jahre über die Idee nach, die Karten in Fotos umzuwandeln. Doch einfach die Szenen nachzustellen schien ihr zu simpel. Also interpretierte sie die Rider Waite Smith Tarotkarten neu auf ganz persönliche Art und Weise im Haitianischen Ghetto – ein Ort, der sie inspiriert hat. Sie kombinierte drei ihrer Leidenschaften: Spiritualität, die Haitianische Kultur, sowie die philosophischen Reflexionen über Dualitäten in unserer Welt: in diesem Fall „reich“ und „arm“. Seit 2007 reiste sie regelmäßig nach Haiti und lebte dort auch während zwei Jahren. Der Kontrast, die Vielfalt und die Spiritualität der Halbinsel haben in ihrem Leben eine große Rolle gespielt. Durch die Beobachtungen der Haitianischen Gesellschaft wurden viele ihrer Fragen beantwortet. Um ein persönliches Kartenspiel zu erschaffen, wählte sie die engen Strassen des Ghettos von Port-au-Prince zum Schauplatz ihrer Bilder. Alice möchte Stereotypen herausfordern und dadurch zum Nachdenken anregen.

Ghetto_Tarot_2

Die Haitianische Künstlergruppe – ATIS REZISTANS
Atis Rezistans ist eine Haitianische Künstlergruppe, die Skulpturen und Kollagen aus Müll kreieren. Sie verbrachten ihre Kindheit und ihr bisheriges Leben in Downtown Port-au-Prince; eine Stadt voller Chaos, Überlebensrecycling, sowie künstlerischen Aktivitäten. Alice kannte die Künstlergruppe schon seit ein paar Jahren und konnte sich niemand Besseres vorstellen um ihre Idee in die Tat umzusetzen. Die Künstler teilten ihre Begeisterung für das Projekt und verstanden durch ihre spirituelle Verbundenheit die europäischen Karten mit Leichtigkeit. Die Fotos wurden durch Alice in Szene gesetzt. Die Künstler posierten als die Charaktere der Karten und stellten ihre Kunst zur Ausschmückung der Szenen zur Verfügung. Darüber hinaus halfen die Künstler die notwendigen Materialien zu beschaffen und herzustellen.

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Redaktion

Die Redaktion Make Yourself Move ist ein Onlinemagazin für Yoga, Meditation, Inspiration, Reisen und all die schönen Dinge im Leben, die uns wieder näher zu uns selbst bringen. Seit 2011 berichten wir über Yoga in allen Varianten, Spiritualität, Astrologie und Ernährung. Ein bunter Mix aus Interviews, Reportagen und Erlebnisberichten, die sich bodenständig, weltoffen und voller Leichtigkeit lesen lassen und auch gerne mal in der Tiefe berühren.

F: mindstyle.magazin W: www.makeyourselfmove.de

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