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Coach und Innenarchitektin Alexandra Lichters.

Alexandra Lichters ist 41 Jahre alt, kommt aus Krefeld und ist Coach, Innenarchitektin und Mutter von drei Kindern. Sie hat eine große Reiseleidenschaft und hat länger in den USA, Thailand und Irland gelebt. In diesem Interview erfahren wir, was es mit den Rollenbildern der Ursprungsfamilie auf sich hat, warum es auch im Coaching manchmal um Innendesign geht und warum ihre Firma übersetzt “ein schöner Geist” heißt.

Hallo Alex, Du hast Dich besonders auf das Thema „Coping“ spezialisiert, was verstehst Du darunter?

Coping bedeutet nicht etwa „aushalten“ oder „ertragen“ sondern viel mehr annehmen, akzeptieren & das Beste daraus machen. Coping-Strategien werden besonders in der Resilienz-Forschung betrachtet. Da geht es darum zu schauen, warum Menschen sehr unterschiedlich auf Schicksalsschläge reagieren. Während manche Menschen Rückschläge als Herausforderung akzeptieren, wirft es Andere völlig aus der Bahn. Da geht es nicht um den Grad der Erschütterung, sondern viel mehr um die Geschichte, die ich mir selbst darüber erzähle. Vor allem das verzweifelte Hadern: „Warum passiert ausgerechnet mir so etwas? Immer?“ ist wenig hilfreich. Wir können aber lernen, dass das Leben manchmal „kacke“ ist und das keinen Sinn hat und wir meistens keine Schuld tragen, an dem was passiert, aber immer eine Verantwortung uns selbst gegenüber wie wir damit umgehen.

Deine One-Woman-Coaching-Praxis heißt pretty mind coaching, wie bist Du darauf gekommen und was ist denn bitte ein „schöner Geist“?

Ich bin Innenarchitektin- meist für Bauvorhaben im privaten Wohnbereich- in den eigenen 4 Wänden ist den Kunden ein schönes, ansprechendes und ordentliches Ambiente unheimlich wichtig und es gibt auch überhaupt keine Scham, einen Experten um Rat zu bitten wenn man selbst nicht mehr weiter weiß. Warum ist das bei mentalen Themen anders? Wenn ich mit selbst-sabotierenden Gedanken „aufräumen“ möchte, wenn ich meiner Einstellung zu bestimmten Themen einen „neuen Anstrich“ geben möchte, bzw. Unterstützung brauche, um mich in meinen Alltagsbeziehungen wieder wohl zu fühlen. Auch hier braucht es eine Art „Innen-Architektur“ 😉 Ich muss vielleicht lernen, Grenzen zu setzen oder Methoden finden, die Themen der Anderen nicht immer zu meinen zu machen. Ich muss Glaubenssätze „aussortieren“, Themen von einer anderen Seite „beleuchten“ und lernen, mir „Freiräume“ zu schaffen.

Wie machst Du das im Einzelnen?

Ich bin überhaupt kein Freund davon „sich etwas schön zu reden“ – aber es ist oft verblüffend hilfreich, wenn man den Klienten Fragen stellt, die sie erkennen lassen, welch eingeschränkte Perspektive sie auf ihr Thema oder Problem haben. Ich biete an, sich auf einen Perspektivwechsel einzulassen- aber immer so, dass die Klienten diesen Weg selbst beschreiten. Ich rede ihnen sicher nicht ein, dass es in Wirklichkeit anders ist- denn davon muss man sich eh frei machen, dass irgendwer weiß, wie es „wirklich ist“. Wir nehmen Situationen über unsere Sinne wahr und interpretieren sofort, welche Bedeutung wir dem geben. So konstruiert sich jeder seine Wirklichkeit. Das hilft unheimlich dabei, empathischer mit anstrengenden Mitmenschen umzugehen. Was weiß ich, wie schwierig ihr Leben ist, dass Sie so aufbrausend oder skeptisch sind? Jeder hat seine Geschichte. Muss ich deshalb grenzüberschreitendes Verhalten akzeptieren? Oh Nein, aber ich mutmaße mittlerweile, dass da oft eine alte Wunde dahintersteckt.

Apropos „alte Wunde“ – kannst Du kurz erklären, was die Idee beim Wingwave Coaching® ist?

Die validierte Wingwave-Methode ist ein Emotions-Coaching, das in wenigen Sitzungen zum Abbau von Stress und zur Steigerung von Kreativität und Konfliktstabilität führt. Nach ausgiebiger Forschung nach dem ursprünglichen Auslöser, wird der Ressourcen-Effekt durch eine einfach erscheinende Intervention erreicht: das Erzeugen von “wachen” REM-Phasen (Rapid Eye Movement), welche wir Menschen sonst nur in den Traumschlaf-Phasen durchlaufen. Dabei führt der Coach mit schnellen Handbewegungen den Blick seiner Coachees horizontal hin und her. Die wachen Augenbewegungen lösen – anders als beim fixierten Blick – deutlich stresslindernde Reaktionen in verschiedenen Gehirnarealen aus. Beispielsweise aktivieren sie auch auf eine günstige Weise den präfrontalen Cortex im Großhirn und verbessern die Vernetzungsleistung der Gehirnhälften. Ein Beispiel: jemand spricht nicht gerne vor Publikum, wir finden heraus, dass es eine unangenehme Situation in der Schulzeit gab, die mit dieser Erfahrung verknüpft ist. Wenn wir in großen Stress geraten, wird das Ereignis nicht sauber abgelegt und kann immer wieder auftauchen. Wingwave Coaching kann dieser „Wiederholungsschleife“ ein schnelles Ende bereiten.

Mit welchen Themen und Fragestellungen würde ich noch zu Dir kommen?

Selbst-Sabotage: Was sage ich über mich selbst, was mir einfach nicht mehr dienlich ist? Von wem habe ich dieses Selbstbild übernommen? Gehört es zu mir, oder gebe ich das zurück an den Absender, der nicht wusste, was das bei mir auslöst. Welche Loyalitäten halten mich evtl. davon ab, Ziele zu verwirklichen?

Selbst-Fürsorge: Wege aus der Mental-Load-Falle finden. Gemeinsam überlegen, welche Hilfe man sich holen kann, was wirkliche eigene Prioritäten und Werte sind und was bloß das Erfüllen fremder Ansprüche und gefühlter Standards.

Erwachsene Beziehungen: Akzeptieren, dass es bedingungslose Liebe nur zu Kindern gibt und wir uns selbst unglücklich machen mit unseren hohen Erwartungen an unseren Partner.

Hier gibt es viele unbequeme Fragen: offenbare ich meine Wünsche, welche Scham ist damit verbunden. Lasse ich Intimität zu, ein wirkliches „sich nah sein“? Welche Rollenbilder habe ich aus meiner Ursprungsfamilie als Blaupause verinnerlicht?

Wie läuft so ein Coaching ab?

Es sind üblicherweise 1:1 Sitzungen in meinen Räumlichkeiten in Krefeld, aber Beratung via Zoom ist auch möglich oder ein Gespräch bei einem Spaziergang draußen in der Natur, die für viele Menschen eine ausgleichende Wirkung hat.

Wo findet man Dich?

www.prettymind.de

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Redaktion

Die Redaktion Make Yourself Move ist ein Onlinemagazin für Yoga, Meditation, Inspiration, Reisen und all die schönen Dinge im Leben, die uns wieder näher zu uns selbst bringen. Seit 2011 berichten wir über Yoga in allen Varianten, Spiritualität, Astrologie und Ernährung. Ein bunter Mix aus Interviews, Reportagen und Erlebnisberichten, die sich bodenständig, weltoffen und voller Leichtigkeit lesen lassen und auch gerne mal in der Tiefe berühren.

F: mindstyle.magazin W: www.makeyourselfmove.de

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