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Interview mit Ines Papert.

Interview mit Ines Papert.

Ich habe im Klettern mein Glück gefunden! Als ich diesen Satz von Alpinistin Ines Papert las, war meine Neugierde sofort geweckt. Eine Frau, die naturgegebene Unwegsamkeiten und Höhen zu ihrem Beruf, ihrer Leidenschaft macht, die begegnet einem schliesslich nicht alle Tage. Aber bei Ines ist es mehr: Die Art mit welchem Mut und Ehrgeiz sie Berge besteigt hat mich sofort gepackt – und die Tatsache, dass sie sich auch durch eine blutige Nase nicht davon abhalten liess, natürlich auch!

Bitte stelle dich vor – Wer bist du und was machst du?
Ich bin Kletterin in Fels und Eis, Expeditionsbergsteigerin und habe zahlreiche Weltcup und Weltmeisterschaften im Eisklettern gewonnen. Seit 2006 verwirkliche ich meine Träume an steilen Wänden und auch hohen Bergen. Erstbegehungen faszinieren mich besonders, und erwecken einen besonderen Ehrgeiz in mir. Wettkämpfe sind jetzt nicht mehr mein Ding.

Wie sieht ein typischer Tagesablauf bei dir aus?
Den gibt es nicht, denn jeder Tag verläuft anders. Dennoch haben wir einen Rhythmus, da mein elf jähriger Sohn zur Schule geht. Bin ich also nicht unterwegs, sondern zu Hause in Bayerisch Gmain, stehen wir um 6 Uhr auf. Für mich gibt es eine große Tasse Kaffee, für den Filius einen Tee zum Frühstück. Er geht dann direkt zum Bus, der ihn in die Schule nach Berchtesgaden bringt. Um sieben Uhr packe ich meinen Rucksack und gehe mit Freunden bis ca. 14 Uhr bei gutem Wetter zum Sportklettern nach Karlstein oder wenns arg regnet zum trainieren in die Boulderhalle in Berchtesgaden oder zum Gleitschirmfliegen, denn nachmittags haben wir zu tun für die Schule (lernen, Hausaufgaben usw).
Manchmal unternehmen wir am Nachmittag noch etwas, und am Abend sitze ich meistens vor dem Computer und erledige meine „Hausaufgaben“. Die Kommunikation mit Sponsoren und Vorträge zu organisieren nimmt täglich einige Stunden in Anspruch.

Wie wird man eigentlich Profikletterin? War das schon immer dein Traum?
Das habe ich mir nie erträumt, es hat sich so ergeben. Durch meine Wettkampferfolge haben mich Firmen angesprochen, und meine Aktivitäten unterstützt, neben meiner beruflichen Tätigkeit als Physiotherapeutin. Bald erkannt ich, das sich Beruf, Familie und Klettern nicht auf einem akzeptablem Niveau verbinden lassen und kündigte meine Arbeit in der Praxis. Ich habe eine optimistische Art, Dinge anzugehen und deshalb hatte ich nie Zweifel, daß es gut funktionieren würde. Inzwischen habe ich mit dem Klettern einen 120% Job, der mich komplett ausfüllt. Und daneben habe ich genügend Zeit für meinen Buben, den ich nun auch schon manchmal mitnehmen kann in die Berge. Meine freiberufliche Tätigkeit möchte ich nicht mehr missen. Aber es ist eben nicht nur Klettern, sondern die Zusammenarbeit mit meinen Sponsoren, Produkte testen, Events und Messen besuchen, Workshops und Vorträge halten usw.
Die Abwechslung ist es, was mir so großen Spaß macht und der Kontakt zu ganz vielen verschiedenen Menschen.

Das Klettern ist eine ausgesprochene Männerdomäne, wie schwierig war es sich in dem Bereich durchzusetzen und Anerkennung zu finden? Klettern Frauen anders als Männer?
Nein, Klettern ist keine ausgesprochene Männerdomäne mehr. Zumindest nicht in den Klettergärten und Hallen. In alpinem Gelände gibt es tatsächlich nur wenige Frauen, aber das hat für mich keinen Vor- oder Nachteil. Ich brauche keine Anerkennung zu suchen, um sie zu finden. Das ergibt sich ganz von allein, wenn man auf dem Niveau starker männlicher Kollegen unterwegs ist. Aber ich klettere auch gern mit Freundinnen. Lisi Steurer ist das beste Beispiel dafür, das es starke Kletterfrauen auch im Gebirge gibt.

Welches war die schwerste / herausfordernste Tour, die du gemacht hast?
Hh…wenn ich so zurück denke, waren es einige… Am meisten hat mich dennoch der Kyzyl Asker in Kirgistan herausgefordert, wir sind zwei mal dort hin gereist, um die Wand erstzubegehen. Und wir sind zwei mal gescheitert. Haben eiskalte Biwaknächte durchlebt und gefroren wie Schlosshunde. Haben gekämpft bis aufs letzte und habens dennoch nicht geschafft. Ich weiss, das ich es wieder versuchen werde, gerade deshalb weil es nicht geklappt hat. Der Berg hat mich sehr beschäftigt in der Vorbereitung und auch die Zeit, die wir investiert haben…alles spricht dafür, es wieder zu versuchen. Aber wann es soweit ist, kann ich im moment nicht sagen. Dieses Jahr steht eine Expedition nach Baffin Island an.

Wie motivierst du dich, um deine Ziele zu erreichen?
Ich bin wohl ein sehr ehrgeiziger Mensch, das sagen zumindest meine Freunde. Und ich geb mich erst zufrieden, wenn ich ein Ziel erreeicht habe. Das ist so im Leben und auch beim Klettern. Manchmal muss man hartnäckig sein, und viel Kraft, Zeit und Geld investieren. Aber das Glück, das ich erlebe wenn ich es geschafft habe, ist unvergleichlich und gibt mir Kraft für neue Ziele.

Was machst du, wenn du einen Durchhänger hast oder ein Ziel nicht erreichst?
Es wieder und wieder versuchen. Klassische Durchhänger kenne ich nicht, zumindest halten die nicht an. Und wenns doch mal so ist, mache ich kurze Zeit ganz was anderes, so wie jetzt das Gleitschirmfliegen. Das öffnet meine Horizonte und gibt mir die Ausgeglichenheit, die ich brauche.
Ausserdem habe ich einen Freund, der nicht klettert (was mir sehr gut tut).
Wir unternehmen vieles im Gebirge, ohne Seil und Haken. Gehen zum Biken, Fliegen und Skifahren. So wird mir das Klettern nie langweilig, weil ich die Abwechslung im Leben habe und sehr geniesse.

Gibt es neben dem Klettern noch Zeit für andere Sportarten, die du betreibst?
Biken, Fliegen und Skifahren.

Was tust du, um zu entspannen?
Im Winter gehe ich abends in die eigene Sauna. Auf Expedition lese ich sehr viel, wenns Wetter schlecht ist.

Hast du einen Leitspruch oder Mantra?
Nein das habe ich nicht. Ich meine aber, daß die Überzeugungskraft eine grosse Rolle spielt, nicht nur beim Klettern sondern auch im normalen Alltag. Ist man positiv gestimmt, gelingt fast alles.

Fotocredit: Franz Walter

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Redaktion

Die Redaktion Make Yourself Move ist ein Onlinemagazin für Yoga, Meditation, Inspiration, Reisen und all die schönen Dinge im Leben, die uns wieder näher zu uns selbst bringen. Seit 2011 berichten wir über Yoga in allen Varianten, Spiritualität, Astrologie und Ernährung. Ein bunter Mix aus Interviews, Reportagen und Erlebnisberichten, die sich bodenständig, weltoffen und voller Leichtigkeit lesen lassen und auch gerne mal in der Tiefe berühren.

F: mindstyle.magazin W: www.makeyourselfmove.de

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