Als ich mir die Seite von Julia Sieckmann anschaute, wusste ich sofort, daß sie die perfekte Interviewpartnerin für mich ist. Mit einer unglaublichen Stärke machte sie aus einer Krankheit ein Projekt, was mich total berührte.
Wie hast du dich im ersten Moment gefühlt als du erfahren hast, daß du an Brustkrebs erkrankt bist?
Man realisiert im ersten Moment gar nicht genau was passiert. Man weiß nur, daß das alles nicht gut ist und hat ein sehr schlechtes Gefühl im Bauch. Gleichzeitig steht man in eine Art Nebel und denkt die Ganze Zeit „Das kann nicht mein Leben sein. Mir passiert das gerade nicht.“ Irgendwann sickert es dann durch, das der „Knoten“ in der Brust, Brustkrebs ist und dann dauert es wieder ein wenig, bis man sagen kann „Ich habe Brustkrebs.“ Wenn man das realisiert hat, kommt die Angst und die Fragen. Wie geht es weiter? Wie lange lebe ich noch? Kann das behandelt werden und kann ich wieder gesund werden?
Welche Auswirkungen hat die Krankheit auf dein Leben, deinen Job?
Mein Leben hat eine 180° Wendung gemacht. Man wird komplett raus geschmissen. Vorher habe ich jeden Tag gearbeitet, war auch oft gestresst und Krank werden kommt, wenn man selbstständig ist, eh nicht in Frage. Plötzlich wird einem die Endlichkeit des Lebens bewusst und was wirklich wichtig ist. Ich habe kaum noch gearbeitet und mich versucht zu entspannen und wieder gesund zu werden. Nach der Chemotherapie konnte ich langsam wieder anfangen zu arbeiten. Aber die Krankheit hat definitiv meine Einstellung zu manchen Sachen verändert.
Wie bist du auf die Idee mit den Haarbändern gekommen?
Den Denkanstoß hat eigentlich eine Freundin gegeben, die sagte, ich könne meine Haare die ich für Shootings benutze doch an meine Mütze nähen. Das hab ich dann auch schnell gemacht, allerdings auch genau so schnell fest gestellt, dass diese Variante sehr unflexibel ist. Also habe ich weiter gebastelt und getestet, bis ich schließlich das Echthaarband hatte. Da ich so viel tolles Feedback bekommen hatte, die Echthaarbänder für mich sogar die Perücke ersetzt und ich mich damit so wohl gefühlt habe, wollte ich dann auch anderen Betroffenen helfen und habe mich dran gesetzt die Website, Flyer und was man sonst noch so braucht zu erstellen.
Wie ist die Resonanz darauf?
Ich habe bereits sehr viel positives Feedback bekommen. Allerdings muss ich langsam anfangen gezielter Werbung zu machen, damit auch die „richtigen“ Leute davon erfahren. Geplant ist unter anderem eine Zusammenarbeit mit den Krankenkassen. Wenn die die Kosten übernehmen wäre das natürlich toll! Mitte des Jahres soll auch ein Bericht im Brustkrebs Magazin „Mamma Mia!“ erscheinen. Das spricht natürlich die Zielgruppe direkt an. Da ich allerdings zur Zeit selber noch in Behandlung bin, stress ich mich damit nicht und mache nach und nach, Schritt für Schritt alles.
Mittlerweile bietest du auch Schminkkurse auf deiner Seite an. Dort können krebskranke Frauen lernen, sich so zu schminken, dass fehlende Augenbrauen oder Wimpern gar nicht mehr auffallen. Wie wichtig ist das „wieder schönmachen“ nach solch einer Kranksheitsphase?
Da ich Make-up Artist bin, war für mich klar, dass ich auch Schminkkurse anbiete. Mir hat das „schön machen“ immer sehr geholfen in der Zeit! Make-up in Kombination mit dem Echthaarband lassen einen Krebspatienten der unter Haarverlust leidet wieder gesund aussehen. Dadurch fühlt man sich natürlich gleich viel besser und ich denke, dass ein gutes Gefühl den Heilungsverlauf positiv beeinflussen kann.
Wie sieht mittlerweile dein Tagesablauf aus? Hat sich etwas seit deiner Erkrankung verändert?
Ich arbeite wieder als Make-up Artist. Außerdem schaue ich natürlich täglich, was ich noch für „Weil du schön bist“ machen kann. Aktuell habe ich viel Freude, den Besuchern der Seite durch Videos Tipps und Anregungen zu den Echthaarbändern zu geben. Darüber hinaus werden Mails und Bestellungen natürlich auch täglich bearbeitet. Bis circa Mitte Mai bin ich jetzt jeden Tag bei der Bestrahlung und danach steht wahrscheinlich noch eine OP an.
Lebst du seit der Erkrankung gesünder?
Sport darf ich noch nicht wieder machen, werde aber definitiv sobald ich das „Go“ bekomme irgendwas machen. Ich habe sogar darüber nachgedacht mit Kickboxen anzufangen um aufgestautes abzubauen. Ansonsten möchte ich gerne Yoga machen um wieder fit zu werden. Auch die Ernährung habe ich umgestellt. Das allerdings erst seit kurzem. Unter Kortison Einfluss war es für mich unmöglich darauf zu achten. Ich bin fast Vegetarierin und achte darauf nicht mehr so viele tierische Produkte zu essen.
Letztendlich hast du das negative der Erkrankung in etwas Positives umgewandelt – wie wichtig ist positives Denken für Dich?
Sehr wichtig. Ich war schon immer ein sehr positiver Mensch und glaube an das Gesetzt der Anziehung und daran, dass positives Denken unser Leben beeinflusst.
Was machst du, wenn du einen Durchhänger hast?
Wenn es mir mal nicht so gut geht, sage ich mir zuerst einmal, dass das völlig normal und ok ist. Ich versuche dann aber immer relativ schnell mir irgendwas zu suchen was mich glücklich macht und ich wieder positiv sein kann. Das kann ein Bad, meditieren oder lesen sein, oder an einem Projekt arbeiten welches mir Spaß macht.
Hast du ein Mantra oder Leitspruch?
Da gibt es viele. Um beim positiven Denken und dem Gesetzt der Anziehung zu bleiben:
Das was du heute denkst, wirst du morgen sein – Buddha
Toll! Danke!
Und alle leiben Wünsche an die wunderschöne Frau! (hast du den Namen irgendwo gepostet?)
Ach, ganz oben! Alles liebe Julia!
Genau, in der Überschrift!