/ DIARY /

Yogalehrer sein oder nicht sein – das ist hier die Frage.

Ich komme gerade vom Small Shala, in dem ich eben wieder eine Stunde unterrichten durfte. Zwei Freundinnen aus meinem Teachertraining und ich sind die einzigen, die in Rishikesh geblieben sind und nicht noch das 300 Stunden Ashtanga-Zertifikat dranhängen. Und solange die “neuen” 200h Students von Tattvaa Yoga noch nicht die 12.00 Uhr Klassen unterrichten, haben wir Mädels die Stunden unter uns aufgeteilt. Heute habe ich die Klasse unter anderem für ein super nettes Pärchen aus London gegeben, die gerade auf der Durchreise sind. Obwohl sie bisher noch nicht so viel Erfahrungen mit Yoga gemacht haben, waren sie mit vollem Interesse dabei. Ich glaube, sie hatten wirklich Spaß bei der Sache und ich wage zu behaupten, dass ich ihnen die Asanas auch etwas näher bringen und ihnen mehr Verständnis für die Bewegungen geben konnte. Nach der Stunde hatten sie noch ein paar Fragen und es hat einfach super Spaß gemacht, etwas von meinem neuen und auch meinem “alten” Wissen mit ihnen teilen zu können. Wir sind danach noch zusammen in den Ganges gehüpft und wie immer, wenn ich eine schöne Stunde geben durfte, bin ich mit breitem Grinsen “nach Hause” in mein Hostel geschlendert. Wie schon so häufig, habe ich mich aber auch gefragt, warum mich das Unterrichten immer so high macht. Schon in Deutschland hatte ich nach den Stunden immer dieses friedliche Gefühl: PEACE mit der Welt, dem Leben, mir selbst. Als gäbe es nichts Besseres, als mit Menschen zu arbeiten, ihnen etwas in den Yogaklassen zu vermitteln, und mit ihnen die Leidenschaft für Yoga zu teilen. Meine eigene, tägliche Asana Praxis bewegt zwar auch einiges in mir und ich will niemals darauf verzichten, das ist aber irgendwie ein anderes “happy”. Ist es dann also das Teilen von Wissen, das Teilen einer gemeinsamen “Passion”, das mich dazu bringt, einen Schritt weiter zu gehen und Yoga nicht “nur” zu üben, sondern auch zu unterrichten? Ging es meinen Lehrern früher in der Schule denn dann auch so, weil sie das Wissen mit uns teilen durften? Wohl kaum, aber das lag wahrscheinlich daran, dass wir mit ihnen die Leidenschaft für Mathe bspw. nur bedingt gemeinsam hatten…Schlechter Vergleich also. Vielleicht passt mein Kunstturntrainer besser. Der war eigentlich immer ziemlich bei der Sache und hat sich voll reingehängt. Ich wollte diesem Beispiel folgen und zurückgeben, was ich von ihm als Trainer erhalten hatte. Neben meinem Studium in Köln hatte ich mich also auch als Turntrainerin versucht. Recht schnell bin ich dabei allerdings zu dem Ergebnis gekommen, dass ich nicht so wirklich der “Lehrer/Trainer”-Typ bin. So sehr ich diesen Sport liebe, so sehr ich auch “meine” Mädels ins Herz geschlossen hatte, wirklich aufgegangen bin ich in meiner Rolle als Turntrainer leider nicht. Ich war dann wohl doch besser am Barren baumelnd, als auf der Trainerbank aufgehoben. Und für Yoga habe ich nun sogar meinen Job gekündigt, um die Energie und die Zeit zu haben, mehr zu lernen und mehr zu erfahren, um ein guter, erfahrener und authentischer Yogalehrer zu werden – der lebt, was er “predigt”. Und überhaupt, was macht mich denn überhaupt zur Yogalehrerin? Ein bisschen Wissen, klar! Wissen, wie ich eine Gruppe von Menschen durch verbale Instruktionen und die ein oder anderen Adjustments in für sie bekannte oder auch vollkommen neue Asanas bringe. Die Abfolge der Asanas sollte dabei natürlich auch irgendwie Sinn ergeben, was sich bei der festgelegten Ashtanga-Sequenz ja schon von selbst erledigt. Bei Vinyasa Flow oder eben Power Yoga mit Musik gehört natürlich noch ein bisschen mehr Vorbereitung dazu. Das kann ich hier in Rishikesh je nach Schule mal besser mal schlechter lernen: Von 100 bis 500 Stunden Teachertrainings ist alles zu haben. Schnäppchen, Luxusware, “buy one, get one free” und wenn du gut handelst, gibts ne Reiki Ausbildung noch gratis dazu. Check! Aber bin ich denn Lehrer, nur weil ich ein Zertifikat in den Händen halte? Bin ich nun, da ich sogar ein zweites Zertifikat besitze mehr Lehrer als vorher? Ist es doch eigentlich nur der Führerschein, die offizielle Erlaubnis, mich vor Menschen stellen zu dürfen um Yoga zu unterrichten. Was macht einen Yogalehrer also im Allgemeinen und mich als noch sehr jungen Yogalehrer aus? Und für was möchte ich in Zukunft eigentlich stehen, damit meine Stunden niemals zu indischer Gymnastik auf der Matte werden. Das Schöne ist ja, dass ich noch ganz am Anfang meiner Reise durch Indien und durch das weite Feld Yoga stehe. Umso mehr freue ich mich auf die nächsten Monate, in denen ich hoffentlich noch ganz viel erfahren und lernen kann. Eine Antwort auf meine Fragen werde ich hier an dieser Stelle also nicht finden. Für jetzt genügt es wahrscheinlich auch, dass es mir gut tut und bestenfalls auch die Teilnehmer glücklich macht. Aber interessieren würde es mich ja schon, was eurer Meinung nach einen Yogalehrer ausmacht? Oder vielleicht bist du ja auch schon Lehrer und kannst beschreiben, was Dich dazu bewegt hat, dich vor eine Klasse zu stellen, um zu unterrichten? Fühlst du dich danach auch immer so federleicht und frei? Ich freue mich sehr auf eure Gedanken und Inspirationen – gerne auch als personal message über Facebook oder per Mail an stefanie.sarges@gmail.com.

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Steffi Sarges

PR Beraterin & Yogalehrerin Ihr Lebensmotto “Don´t forget to play” kam bei all der Arbeit in den letzten Jahren etwas zu kurz. Darum hat sich Stefanie für 2014 dazu entschieden, wieder mit dem "Spielen" zu beginnen, tief durchzuatmen und das Jahr ihrer größten Leidenschaft zu widmen - dem Yoga. Während ihrer Reise durch Indien wird sie eine zweite Ausbildung machen, um sich danach vom roten Yogafaden leiten zu lassen - durch das Land und zu sich selbst. Von ihren Erfahrungen wird sie hier regelmäßig berichten.

F: Stefanie.Sarges W: instagram.com/stevexs

6 Kommentare auf “Yogalehrer sein oder nicht sein – das ist hier die Frage.
  1. Sunil Sharma sagt:

    More i teach ,more i learn as i have to digest what i have learned.

  2. Stefanie sagt:

    Word…thank you, Sunil!

  3. DorienYoga sagt:

    Genau. Große Pfosten, Dank.

  4. Great Post. Thanks for sharing the information

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