/ DIARY /

Our body – a gift and vehicle.

Nach drei Monaten Unterrichten in Nepal für Pranamaya Yoga konnte ich es kaum erwarten, mal wieder selbst als Schüler auf der Matte zu stehen. Mit einem Lehrer zu praktizieren, der ein bisschen aufräumt…Denn sobald mir kein Teacher auf die Finger haut, baue ich mir immer wieder fleißig Umwege in die Ashtanga-Sequenz, die mir das Leben angeblich leichter machen, nur leider vollkommen am Ziel vorbei führen. Ein großes Kriterium bei der Wahl der nächsten Destination ist somit immer: Gibt es da ein gutes Studio, einen guten Lehrer, mit dem es sich lohnt, ein bisschen mehr Zeit zu verbringen, um sich auf der Matte weiter zu entwickeln. Der einen tiefer einführt in die Geheimnisse des Yoga – für die eigene Yogapraxis, aber auch als Yogateacher. Mit dem Ziel, irgendwann teilen zu können, was man selbst erfahren hat. Denn egal ob Hatha, Vinyasa Flow oder Ashtanga, am Ende geht es doch immer nur darum, Frieden zu schließen, mit was auch immer…

Und da ich wegen des SoulAndYoga Teachertrainings ja ohnehin nach Goa reisen wollte, ging es für mich kurz vor Weihnachten straight nach Arambol. Und das natürlich nicht wegen seiner in den 70er Jahren gestrandeten Alt-Hippies, sondern – wie sollte es anders sein – wegen dem unter Travelern bekannten Ashtanga Teacher Balu, den mir meine Freundin K. bereits im März in Rishikesh empfohlen hatte. Ziemlich gut, aber knallhart hatte sie ihn beschrieben – nichts, was ich nicht schon von Kamal in Rishikesh oder Lisa Ogletree auf Koh Phangan gewöhnt wäre. Und mit Balu hier in Arambol, scheine ich mal wieder einen ganz besonderen Lehrer gefunden zu haben – der aufräumt in meiner Yogapraxis. Mir aber auch zeigt, wohin die Reise hingehen kann, auf und abseits der Matte…

Balu, ein Mann nicht groß, nicht klein, nicht dünn, nicht kräftig, dafür aber zwei Reihen stahlendweißer Zähne, die aus seinem dunklen Gesicht hervorstrahlen. Seine Stimme – egal ob Mysore oder in seinen berühmt berüchtigten special classes mit Fokus auf Rückbeugen, Hüfte oder Vinyasa – ruhig und trotzdem fordernd. Balu ist die Sorte von Lehrer, bei denen ich ungern erzähle, dass ich auch unterrichte, denn das ist eine ganz andere Liga…Während er mich in meiner ersten Mysore Class zunächst nur beobachtete, um zu lesen, was bei mir Phase ist, wusste ich das nächste Mal genau, was er mit “I catch you later” meinte. Und das war keine Drohung, vielmehr ein Versprechen. Seitdem räumt er nicht nur meine Technik auf, sondern nimmt sich auch die Zeit, sich damit zu beschäftigen, was während meiner Praxis in meinem Kopf, mit meinem Geist los ist – und das liest er, indem er meinen Atem beobachtet. Das essentielle Element beim Yoga und der Spiegel unseres Geistes. Ein langer, ruhiger, kontrollierter Atem kann nicht von einem hektischen oder nervösen Menschen stammen. Ein Mensch, der in sich ruht, kennt keine Schnappatmung und aus Balus Sicht habe ich hier noch ein bisschen was zu tun. Somit stehe ich jeden Morgen nicht nur vor der Herausforderung, die Primary Series (und erste Asanas der Secondary Series – wohooo) ordentlich auf die Matte zu bringen, sondern mich dabei auch 100 % auf meinen Atem zu konzentrieren – ihn stetig, ruhig und gleichmäßig fließen zu lassen, um meine Bewegungen mit meinem Atem in Einklang und meinen Geist in einen ruhenden Zustand zu bringen. Damit bringt er mich nicht nur an meine körperlichen Möglichkeiten (und Limits), sondern auch an die meines Geistes. “Start doing Yoga” war sein Request, an mich gleich nach den ersten Klassen mit ihm, und dass er weiß, was es bedeutet, Yoga “zu starten” zeigt er uns ganz selbstverständlich täglich…Weiße Striche auf seiner Stirn beispielsweise, die ihm vor Augen führen, dass wir vergänglich sind und nur für einen gewissen Zeitraum in einem Körper verweilen. Besonders mag ich, dass er, bevor er eine Klasse beginnt, ganz nebenbei den Boden des Shalas mit einer Handfläche berührt und kurz die Augen schließt, als könnte er sich auf diese Weise auf die Energie des Tages einstimmen. Kleine Gesten, die jede Klasse besonders machen und der Mysore Class mehr den Charakter eines Rituales geben als den einer fordernden Asana Praxis…und wenn ich Balu so beobachte, kommt mir mein westliches “rumgekämpfe” dann plötzlich so albern vor. Vieles nehmen wir zu ernst – oftmals vor allem uns selbst und .

Mein Vorsatz demnach fürs neue Jahr – verstehen, lernen und in mein Leben integrieren:

“…our body is a gift and a vehicle that we use for our journey through this life. This journey provides an opportunity to become a better person and thereby find our true self..”

(Balu Ashtanga Yoga Arambol)

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Steffi Sarges

PR Beraterin & Yogalehrerin Ihr Lebensmotto “Don´t forget to play” kam bei all der Arbeit in den letzten Jahren etwas zu kurz. Darum hat sich Stefanie für 2014 dazu entschieden, wieder mit dem "Spielen" zu beginnen, tief durchzuatmen und das Jahr ihrer größten Leidenschaft zu widmen - dem Yoga. Während ihrer Reise durch Indien wird sie eine zweite Ausbildung machen, um sich danach vom roten Yogafaden leiten zu lassen - durch das Land und zu sich selbst. Von ihren Erfahrungen wird sie hier regelmäßig berichten.

F: Stefanie.Sarges W: instagram.com/stevexs

3 Kommentare auf “Our body – a gift and vehicle.
  1. thorsten sagt:

    Sehr schön geschrieben…kann vieles sehr gut nachvollziehen, auch wenn jeder andere ‘Problemchen’ beim Yoga bewältigen muss/möchte.
    Balu ist einfach da und präsent…das alleine ist schon ausreichend um mich zu erden. Und da alle anderen das ähnlich zu sehen und zu fühlen scheinen hat man in diesem kleinen und unscheinbaren Shala eine kurze und sichere Yoga-Bleibe…man ist fokussiert, freut sich auf den Beginn und auf das, was man heute besser machen möchte als gestern oder auf das, was heute wahrscheinlich wieder nicht klappen wird 😉 und auch auf das Frühstücken mit all den netten Mit-Yogis danach…

    Weiterhin gute Reise…ich werde denke ich im März nochmal dort sein!

  2. Ju (JuYogi) sagt:

    Was für ein wunderbarer Artikel!
    Sehr schön geschrieben und sehr inspirierend! <3
    Alles Liebe,
    Ju

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