Vor fünf Jahren öffneten sich die Türen der philosophisch orientierten “Schule”. Die Idee zu einer School of Life stammt von dem britischen Bestsellerautor und Philosophen Alain de Botton. Gegründet hat sie schließlich Sophie Howarth, Kuratorin der Tate Gallery of Modern Art in Kooperation mit Künstlern, Philosophen, Schriftstellern, Psychotherapeuten und einigen Dozenten verwandter Fachbereiche. Im eindrucksvollen Londoner Stadtteil Bloomsbury hat die Schule des Lebens ihr Headquarter gefunden.
Das Schaufenster ist von Deckenlampen angestrahlt, Birkenstämme treffen hier auf einen ausgestopften Raben. Links prangen die Wörter: Arbeit, Familie, Liebe, Politik, Spielen. Irgendwo zwischen der Assoziation von Galerie, Buchladen und/oder Designshop, stellt sich die Frage: Kann man hier tatsächlich etwas Lebenswichtiges lernen? Drinnen liegen die “Schulbücher des Lebens” aus, nach existenziellen Herausforderungen sortiert: Mit anderen Leuten klarkommen, Wie man kreativ wird, Für jene, die verliebt sind. Aber auch Klassiker wie zum Beispiel Ralph Waldo Emersons Self-Reliance von 1841, Ratgeber aus den 50ern und einige wenige Neuerscheinungen mit Titeln wie “Der Sinn des Lebens” sind auch zu finden. Auf einem Plakat steht Anton Tschechows Zitat:
Jeder Idiot kann eine Krise meistern. Es ist der Alltag, der uns fertigmacht.
In der “School of Life” finden Workshops und Diskussionen zu Fragen rund um Arbeitsleben, Liebe, Politik, Spaß und Spiel statt. Die Seminare tragen Titel wie: Brauche ich eine Beziehung? oder Die Freuden des einfachen Lebens – und sind heiß begehrt. Seit ihrer Eröffnung 2008 haben hier über 10.000 Schüler “studiert”. Die Gründer verstehen ihr Projekt als eine Art “Apotheke für den Geist”, die ein breites Angebot an kulturellen Lösungsansätzen für alltägliche Nöte bereitstellt. Und das auf tiefgründige als auch humorvolle Weise. Die Seite ist unterteilt in die Rubriken: Classes, Holidays, Sermons, Bibliotherapy, Meals, Psychotherapy und Shop. Classes sind Workshops, die sich Fragestellungen wie: Wie notwendig ist eine Beziehung? Wie finde ich einen Beruf, den ich liebe? Wie denke ich am besten über Geld? Wie gelingt es mir, ein guter Freund zu sein? Wie überlebe ich meine Familie? Wie schaffe ich es, allein zu sein? Wie denke ich über den Tod?, widmen. Die circa dreistündigen Sessions sind ein gekonnter Mix aus Vortrag, Gruppenarbeit sowie Diskussion und seit Bestehen der Schule stets ausgebucht.
Die Holidays sind Wochenendabenteuer, die dazu einladen, das direkte Umfeld, oder das eigene Land aus einer neuen Perspektive zu sehen. So darf man etwa den Schriftsteller Tom Hodginson im Rahmen des Kurses: Einfaches Leben – die Freuden müßiger Genüsse, zu ihm nach Hause auf das Land begleiten. Dort, auf seinem Bauernhof in Devon, erfährt man dann, wie man Erfüllung und Inspiration in Tätigkeiten und Dingen abseits materialistischer Vorstellungen findet. Beim Erlernen von “Überlebenstechniken in Zeiten der Rezession”, gemeinsamen Sternegucken, Brotbacken, Spazierengehen, Nacktbaden mit einem “Wild Swimming Experten” in einer geheimen Höhle, und natürlich dem Diskutieren verschiedener philosophischer Ansätze rund um die Freude am einfachen Leben. Bei den Sunday Sermons (Sonntagspredigten) halten Redner enthusiastische Vorträge über Themen wie Pessimismus, Neid oder Pünktlichkeit – immer gespickt mit einem Augenzwinkern! Die Bibliotherapy stellt Bücher mit lebensveränderndem Potential vor, die Meals sind Konversationszirkel in Kombination mit einem Abendessen oder Frühstück. Psychotherapeutische Sitzungen gibt es hier auch, aber anstatt diese von der rein klinischen Perspektive aus zu betreachten, ermutigt die Schule dazu, eine faszinierende und wertvolle Reise in die eigene Psyche zu unternehmen. Ihr wisst jetzt also, was ihr beim nächsten Aufenthalt in London zu tun habt!
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