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Isabella Krzyscik, Illustratorin und Grafik Designerin.

Isabella Krzyscik, Illustratorin und Grafik Designerin.

Was gibt es Besseres als an einem grauen Sonntag einen Interviewtermin zu haben? Nichts, wenn er mit der bezaubernden und unglaublich talentierten Isabella statt findet! So kam es, dass sie mir vor ein paar Tagen die Türen zu ihrem Refugium öffnete, ein wunderschönes Schmuckstück im Herzen von Hamburg. Hier treffen liebevoll arrangierten Stillleben sowie echte Kimonos aus Japan zusammen und wurden vom Duft des auf dem Herd köchelnden Bortsch perfekt abgerundet. Bei einer Kanne frisch aufgebrühtem Tee, verriet sie mir mehr über ihren Werdegang und die dazugehörigen Umwege.

War für dich schon immer klar, dass du Grafik Designerin und Illustratorin werden wolltest?
Ich habe immer schon gezeichnet, bin allerdings einen kleinen „Umweg“ gegangen: Zuerst absolvierte ich eine Ausbildung zur Chemikantin bei Beiersdorf danach folgten dreieinhalb Jahre in der Nivea Produktion, wo ich die einzige Frau war. Durch mein polnisch geprägtes Elternhaus (ich bin erst mit 12 Jahren nach Deutschland gekommen) wurde mir vermittelt, den sicheren Weg zu gehen. Ich habe allerdings immer schon mein Geld gespart, weil mir bewusst war, dass ich diese Job nicht mein Leben lang machen möchte. Außerdem war ich in diesem eher konservativen Umfeld immer schon der Paradiesvogel und die merkwürdige Tussi. Ich lernte irgendwann eine Freundin kennen, die bereits Grafik Design studierte und mich einen Tag mit an die Uni nahm, eine Woche später war für mich klar, dass ich das Gleiche machen werde.

Hast du dich nach deinem Studium sofort selbstständig gemacht?
Vor der Selbstständigkeit habe ich circa fünf Jahre in verschiedensten Agenturen wie zum Beispiel Publicis, Scholz&Friends, etc. als Art Directorin gearbeitet. Bei Publicis kamen Artbuying Tätigkeiten dazu, so habe ich mir mein Netzwerk hier in Hamburg aufgebaut. Dann kam die Krise und die Jobs wurden verschwindend gering, ich konnte aber trotzdem nicht tatenlos zuhause sitzen und so gar nichts machen. Deswegen habe ich dann wieder mit dem Zeichnen angefangen, zuerst nur mit einer Maus, später kam ein Grafiktablett hinzu. Mein Freund hat die Sachen als erster gesehen und bestärkte mich mehr davon zu machen. Er war immer schon selbstständig, so kam auch der erste Impuls von ihm. Generell kann ich sagen, dass es immer eine Person gab, die mir wichtig war und mir einen Schubs in die richtige Richtung gegeben hat. Acht Monaten später traf ich durch Zufall einen Bekannten, der sich beschwerte, dass sie mit der Illustration eines Plattencovers nicht weiter kommen. Ich habe ihm daraufhin erzählt, dass ich abstraktes komisches Zeug mache – so kam mein erster Auftrag mit Wordandsound zustande.

Ich liebe Musik, Tanzen ist mein Raum fürs frei sein. Ohne Zensur in der Nacht.

Hat deine Mutter deinen Lebens,- bzw Jobwandel sofort akzeptiert?
Meine Mutter musste sich daran gewöhnen, ist aber mittlerweile mein größter Fan. Sie hat lange nicht so wirklich verstanden was ich mache, bis ich meine ersten Ausstellungen hatte. Mittlerweile ist sie super stolz und sitzt immer am Eingang aller Events – wie der Patron, an dem alle vorbei müssen. Ich glaube, dass meine Kunst und die Tatsache, dass ich damit auch Geld verdienen kann, erstmal für sie greifbar werden mussten. Ich habe zwei Seiten, einmal die Bodenständige, aber auch die Chaotische, damit kann sie mittlerweile umgehen.

Wie sieht ein normaler Arbeitstag bei dir aus?
Er findet vor allem fast durchgängig zuhause statt, beginnt circa um halb elf morgens und endet 12-14 Stunden später. Gerade arbeite ich wirklich sehr viel, aber es gibt Phasen, da muss das einfach sein. Ich bin aber von Natur aus sowieso sehr fleissig und Zielstrebig und arbeite gern. Trotzdem ist es manchmal hart, da ich alles selber mache: Umsatzsteuer, Marketing, Flyer – meistens 10 Dinge auf einmal – und immer wieder kreativ sein.

Hast du keine Angst zu Hause zu vereinsamen?
Ich finde die Einsamkeit nicht schlimm, man darf nur nicht soziophob werden und muss selber ein Auge darauf haben, um das Gleichgewicht zu behalten. Um auch mal raus zu kommen, verabrede ich mich regelmäßig zum Mittagessen in der Schanze und gehe mehrmals die Woche zum Yoga.

Meine Bilder sollen berühren und sind sehr emotional, deshalb zeige ich manche erst gar nicht, weil sie die Leute in ihrer freien Meinung über mich einschränken würden.

Viele Leute aus dem künstlerischen Bereich behalten gerne mal ihr Wissen für sich – wie stehst du dazu?
Wenn man so viele Dinge macht muss der Wissensansatz auf jeden Fall weitergegeben werden! Ich hatte vor kurzem die erste Anfrage einer potentiellen Praktikantin und hätte mich gefreut mit ihr meine Erfahrungen zu teilen. Schließlich gibt man ja auch einen Teil von sich selbst damit weiter und hinterlässt Spuren in dieser Welt!

Kreativität versus kreative Krise?
Meine Kreativität und Inspiration bekomme ich durch das Leben in seiner vollen Pracht – auch Schicksalsschläge können große Impulse sein und die Kreativität fördern. Richtige Krisen in dem Sinne habe ich nicht, aber an manchen Tagen gelingen mir die Zeichnungen nicht sofort zu meinem Gefallen. Ich denke dann immer, dass ich mit der linken Hand aufgestanden bin, mache aber keinen Strich rückgängig – obwohl es bei der Arbeit am Rechner natürlich sehr verführerisch sein kann! An Tagen, wo mir nicht so viel einfallen will, greife ich auf meine Notizen in meinem iPhone zurück, die ich überall mache: Im Bett, während einer Zugfahrt oder auf Reisen. Lese ich sie mir erneut durch, entsteht das Bild automatisch. Bilder entstehen bei mir sowieso ständig: Bei einem Gespräch mit Freunden, beim Musik hören oder anderen alltäglichen Situationen, manchmal ist auch nur ein Wort der Auslöser für ein Bild.

Was beschäftigt dich gerade?
Meine circa 30 Aquise-Mails, die ich zu Agenturen nach London, Italien und einige andere Länder in Europa geschickt habe, um eine Repräsentanz im Ausland zu finden. Seit Neuestem werde ich übrigens von der wunderbaren Barbi Mlczoch von Cosmopola Artist Management vertreten. Jetzt steht noch Japan aus, da muss ich noch eine Agentur finden, da bei meinen Japan Aufenthalten meine Kunst auf grosses Interesse gestossen ist.

Danke für das tolle Interview, Isabella!

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Isabella Krzyscik

Illustratorin und Grafik Designerin Isabella Krzyscik geboren in Polen, wuchs seit ihrem 12ten Lebensjahr in Hamburg auf, wo sie, nach einem Kommunikationsdesign Studium und der Tätigkeit als Art Direktorin in einschlägigen Agenturen, jetzt als freie Illustratorin und Grafik Designerin tätig ist.

F: iza.iza W: www.izaiza.de

Ein Kommentar auf “Isabella Krzyscik, Illustratorin und Grafik Designerin.
  1. wie schön!!! ich liebe ihre Illustrationen!! LG

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