/ DIARY /

…und um 5.20 Uhr klingelt der Wecker.

Es ist stockdunkel, es ist kalt und fühlt sich beim Weckerklingeln auch irgendwie verdammt grausam an. 15 Gestalten schlurfen nach und nach in den Workoutraum, noch recht wortkarg lümmeln wir uns nochmal tief in die Savasana – Wolldecken, bevor wir die Zeit von 6.00 bis 6.30 Uhr für unser Warm Up nutzen. Sun Solutation A, B, C und alles, was man sonst noch braucht, um die nachfolgenden 90 min mit Kamal zu überstehen.

Zwischendurch trifft Kamal ein, weiße Leinenhose- und Shirt. Lange tiefschwarze Haare zu einem strengen Dutt nach hinten gebunden, aufrechter Gang und eine Aura, die keine Widerworte zulässt. Dann geht es los. Schlagartig ist alle Müdigkeit verflogen, die Morgensteifheit vergessen. Strammstehen, Po & Bauch einziehen, Atmen, Dehnen und uns auf Kommando in die kuriosesten Körperstellungen stürzen – das ist nun unser Auftrag: “Five Breath here. 1, 2, 3, 4, 5, jump forward – watch your breath! Stef, what are you doing?” – so oder so ähnlich, geht das jetzt die nächsten vier Wochen weiter. Und ich muss zugeben, es ist der absolute KNALLER!!

Kamal entführt uns in die Geheimnisse des Ashtanga und macht Asanas möglich, an die ich noch nicht mal zu träumen gewagt habe – und bisher haben wir jeden Menschenknoten auch wieder auseinander bekommen.

Nachdem wir uns dann bei Kamal zwei Stunden ausgetobt haben, ist Sunil mit Pranayama an der Reihe. Die Aufteilung ist klar. Während Kamal für die Asana Practice und Ajustmentclasses zuständig ist, bringt uns Sunil Yoga Nidra, Pranayama und Yogaphilosophie näher. Die Beiden könnten unterschiedlicher nicht sein. Kamal ist Feuer, Sunil Wasser. Beide sind absolute Experten auf ihrem Gebiet und formen zusammen ein Ganzes. Wir alle haben großen Respekt vor dem Wissen und der humorvollen Art, mit der sie uns einen kleinen Teil ihres großen Wissens in verdaulichen Happen näher bringen.

Aber, wie beim Orientierungsmeeting schon “angedroht”, das TTC ist alles andere als ein Spaziergang. Nach Asana und Pranayama am Morgen, haben wir nach einer Brunch-Pause eine Stunde Zeit, das bisher Gelernte zu üben. Das geht von Adjustments über Kräftigungsübungen für Schulter und Nacken, bis hin zum Trällern von Mantras und dem Auswendiglernen der Asana-Namen in Sanskrit. Wie ein Segen kommt uns dann die Stunde Yoga Nidra vor. Liegen, Atmen, Zuhören. Das dass auch echt eine Challenge sein kann, schilder ich in Kürze noch mal in einem eigenen Beitrag. Im Anschluss an Yoga Nidra folgt Yoga Philosophie und dann heißt es “Ran an den Mann und die Frau”. In zwei bis drei Stunden täglich lernen wir von Kamal, wie man seine Schüler, ob Anfänger oder Fortgeschrittene, in die richtige oder noch bessere Position bekommt – und das geht hier nur mit TOTALEM Körpereinsatz. Von Kopf bis Fuß nutzen wir jedes Körperteil, um das Beste aus dem Schüler rauszuholen. Wer sich dabei trotzdem unsichtbar macht und den Asana-Flow nicht unterbricht, hat gewonnen. Ok, noch bewegen wir uns wie Elefanten im Porzellanladen, verwechseln rechts mit links, treten uns gegenseitig auf die Füße und schmeißen uns um. Aber, ich bin mir ganz sicher, irgendwann schweben auch wir elfengleich um unsere Schüler.

Zum Abschluss des Tages finden wir uns nach dem Dinner nochmals für eine halbe/dreiviertel Stunde zur Meditation im Shala ein. Das kann mal ganz ruhig und still, mal ganz laut mit viel Bewegung und Musik vonstatten gehen. Mal teilen wir danach unsere Erfahrungen, mal wird uns Stille bis zum nächsten Morgen verordnet. Kein Tag ist gleich, kein Tag ist langweilig. Mal brummt der Kopf, mal meldet sich die Muskulatur, aber immer bin ich einfach vollkommen happy und liebe, liebe, liebe dieses Teachertraining! Es ist die perfekte Ergänzung zu allem, was ich bei meinem ersten TTC und während des vergangenen Jahres als Yogalehrerin in Hamburg lernen durfte. Und es ist einfach auch ein verdammt gutes Gefühl, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

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Steffi Sarges

PR Beraterin & Yogalehrerin Ihr Lebensmotto “Don´t forget to play” kam bei all der Arbeit in den letzten Jahren etwas zu kurz. Darum hat sich Stefanie für 2014 dazu entschieden, wieder mit dem "Spielen" zu beginnen, tief durchzuatmen und das Jahr ihrer größten Leidenschaft zu widmen - dem Yoga. Während ihrer Reise durch Indien wird sie eine zweite Ausbildung machen, um sich danach vom roten Yogafaden leiten zu lassen - durch das Land und zu sich selbst. Von ihren Erfahrungen wird sie hier regelmäßig berichten.

F: Stefanie.Sarges W: instagram.com/stevexs

2 Kommentare auf “…und um 5.20 Uhr klingelt der Wecker.
  1. Kristin sagt:

    Endlich komme ich auch mal dazu, deine ersten Berichte hier zu lesen, liebe Steffi!
    Ich finde sie super spannend und deine Schreibe ist toll! Ich kann mich richtig gut einfühlen, wie du dort unterrichtet wirst. Gestern hatte ich meine erste Yoga-Unterrichtsstunde. Es lief prima, obwohl ich total aufgeregt war. Aber die Yogis waren alle ganz lieb. 🙂

    Dein Interview habe ich übrigens in 2 Wochen eingeplant. Ich melde mich bei dir.

    Liebe Grüße (natürlich auch an Undine) 🙂

    Kristin

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