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Thaimassage in Chiang Mai oder palmcircles – many, many times.

Einer DER Gründe für mich, nach Thailand zu reisen, war es, einen Thaimassage-Kurs zu machen. Thaimassage wird ja auch “Yoga für Faule” genannt, weil es seinen Ursprung tatsächlich im Yoga hat, ursprünglich aus Indien stammt und sich viele Asanas in den Thaimassage-Positionen wiederfinden. Energiebahnen, Faszien, Akkupunkturpunkte – alles Begriffe, mit denen ich etwas anfangen konnte. Durch den Kurs wollte ich aber lernen, nicht nur halbwissend zu nicken, sondern sie als Yogalehrerin auch wirklich anwenden zu können – durch gezielte Adjustments oder die Auswahl meiner Asanas. Ganz abgesehen davon, dass ich nebenbei auch nochmal meine Anatomiekenntnisse auffrischen wollte. Denn Massage ohne Anatomie geht ja nicht…oder doch?

Nach einer grandiosen Woche in Bangkok voller Rumgerenne mit großen Augen, viel Yoga bei Yoga Elements, Streetfood, Highclass Coffeshops, Fruit to go und Eiscreme mit Pumpkin-Bacon-Geschmack (das habe ich dann doch nicht probiert). Einkaufszentren mit Eisbahn, so selbstverständlich wie es bei uns Bänke zum Ausruhen gibt und thailändischem Großstadtcharme von Mönchen, Thai Chi im Park bis hin zu den merkwürdigsten Gerüchen in China Town, habe ich mich dann also in den Nachtzug gesetzt beziehungsweise gelegt, um in das 600 km entfernte Chiang Mai zu fahren. Die größte Stadt im Norden Thailands und bekannt für seine guten Thaimassage Schulen. Und als ich da so in meinem Nachtzug-Bett lag und draußen das nächtliche Thailand an mir vorbeirauschte, freute ich mich schon wie ein Keks auf das, was da in Chiang Mai auf mich warten sollte. Für abends hatte ich mich schon mit einem Freund verabredet, den ich aus Indien kenne und konnte es kaum erwarten, endlich Chiang Mai unsicher zu machen und tatsächlich wieder zur “Schule” zu gehen. Ich hatte mich zwar erstmal nur für Level I angemeldet, aber eigentlich stand für mich fest, auch den Level II Kurs zu machen, um mir auch wirklich fundierte Massagekenntnisse anzueignen.

Soweit meine Erwartungen. Und ja, ihr könnt es euch wahrscheinlich denken, sie wurden in Sachen Thaimassage nicht wirklich erfüllt. Die Schule – ITM – ist super renommiert und äußerst professionell. Innerhalb von fünf Tagen brachte man es tatsächlich fertig, uns eine 90 minütige Massage beizubringen – wenn auch mit “open Book”, das heißt, wir durften spicken. Eine fixe Sequenz, die die gesamte Vorderseite des Körpers und einen Teil des Rückens abdeckt…eine Sequenz, mehr aber auch nicht. Bis auf das Ausmalen von Muskeln wurde der Anatomiepart gar nicht abgedeckt und leider musste ich auch vergebens auf Hintergrundwissen oder Softfacts in Sachen Massage warten. Das heißt, keine Infos über denn Sinn der Sequenz, welchen körperlichen und seelischen Benefit der “Receiver” (so nennt man denjenigen, der die Massage erhält) von der Sequenz und den einzelnen Positionen hat. Keine Insights darüber, wann man von bestimmten Übungen absehen sollte. In meinem inneren Auge hatte ich schon einige gestrichen. Und auch auf Nachfrage konnte oder wollte man uns nicht erklären, warum die Energiebahnen auf diese bestimmte Weise massiert und aktiviert werden, warum Lymphbahnen bei der Massage durch festen Druck von 10-20 Sekunden geöffnet werden und welchen Effekt das hat. Und für mich das Wichtigste, keine Hinweise darauf, wie man den Unterschied macht zwischen stumpf eine Sequenz runterrasseln und dem eigentlichen Massieren. Kurzum, ich habe mir von einem Fünf-Tageskurs einfach zu viel versprochen, das gebe ich eindeutig zu. Dennoch, nichts ist umsonst und neben der Thaimassage-Sequenz konnte ich gerade für meine “Arbeit” als Yogalehrerin, bei der ich ja auch Menschen anfasse, wieder etwas für mich herausziehen. Und das ist die Kraft der Berührung, die mir durch den Kurs nochmal bewusst geworden ist. Andere Menschen, andere Körper, andere Energien – und wir alle waren ja noch Anfänger und haben uns manchmal bis zu VIER STUNDEN AM TAG hart ausgetestet. So ein falscher Daumen,-Finger-Handflächendruck kann schon echt unangenehm und auch nach der Zeit anstrengend sein. Wie sehr wurde mir in der Abschlussprüfung bewusst, in der ich einen Partner zog, der ziemlich nervös war und auf Grund dessen nicht nur die Sequenz, sondern auch die Tatsache vergessen hatte, dass das ein Mensch ist – also ich – den er da knetet, blaue Flecke an den Oberschenkeln inklusive.

Wie hat Patrick Swayze in Dirty Dancing also schon gesagt: “Das ist mein Tanzbereich und das ist dein Tanzbereich”. Bei der Massage generell und auch manchmal bei Yoga-Adjustments dringt man durch diese unsichtbare Grenze des persönlichen Tanzbereiches hindurch und geht nochmal tiefer in den Muskel, in die Verspannung, in das, was dein Gegenüber in seinem Körper hält – und das sollte doch auf jeden Fall mit Respekt behandelt werden und ist manchmal auch gar nicht so einfach wegzustecken.

Anstatt den Level II Kurs zu buchen, werde ich also in ein paar Tagen in den Süden Thailands starten. Vielleicht finde ich ja dort eine Schule bei der ich auf dem Gelernten aufbauen kann und die mir ein bisschen was über die Seele der Thaimassage näher bringt – dann aber hoffentlich auch mit der Möglichkeit, mich abends mit kaltem Meerwasser wieder ein bisschen zu mir zurückzuholen.

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Steffi Sarges

PR Beraterin & Yogalehrerin Ihr Lebensmotto “Don´t forget to play” kam bei all der Arbeit in den letzten Jahren etwas zu kurz. Darum hat sich Stefanie für 2014 dazu entschieden, wieder mit dem "Spielen" zu beginnen, tief durchzuatmen und das Jahr ihrer größten Leidenschaft zu widmen - dem Yoga. Während ihrer Reise durch Indien wird sie eine zweite Ausbildung machen, um sich danach vom roten Yogafaden leiten zu lassen - durch das Land und zu sich selbst. Von ihren Erfahrungen wird sie hier regelmäßig berichten.

F: Stefanie.Sarges W: instagram.com/stevexs

3 Kommentare auf “Thaimassage in Chiang Mai oder palmcircles – many, many times.
  1. Luzius sagt:

    Ich muss mich deiner Conclusio anschließen, in der du behauptest, von einem 5-Tages Kurs zuviel erwartet zu haben. Das hast du definitiv. Kiang Mai Massage ist, wie Heilmassagen bei uns auch, eine Kunst für sich, die man nicht in ein paar Einheiten erlernen kann. Wenn du dir die Kursliste einer heimischen Massageausbildung ansiehst, weißt du, wovon ich spreche. Sogar die von dir angesprochenen Anatomiekurse für Massage umfassen in der Regel mehrere Tage und dauern wahrscheinlich genauso lange wie der gesamte Massagekurs den ihr in Chiang Mai gemacht habt.

    Wenn man also wirklich Kiang Mai lernen möchte, wird man nicht darum herum kommen, mehrere Monate dafür aufzuwenden. Ob entsprechende Kurse im deutschsprachigen Raum angeboten werden, darüber kann ich leider auch keine Auskunft geben, aber irgendwo in Europa dürfte es so etwas jedenfalls geben.

  2. Stefanie sagt:

    Hey Luzius, ja auf jeden Fall, da bin ich voll bei Dir! Ich hatte nur gehofft, dass ich – auch wenn es nur fünf Tage sind – ein bisschen was von der “Magie” vermittelt bekomme, die so ne Massage durch die Berührung in sich trägt. Oder zumindest das Gefühl habe, dass hier nicht einfach eine Sequenz heruntergespult wird, sondern auf den Menschen, den man massiert, eingegangen wird. Aber wie du schon sagtest, wahrscheinlich einfach zu viel verlangt für fünf Tage…aber auch eine super Anstoß, mich nun vielleicht einfach Schritt für Schritt in die Richtung weiterzubilden. Schaumermal:-)

  3. Jasmin sagt:

    Hallo Steffi, ich hatte während Corona eine Thaimassage-Schule in Chiang Mai besucht und war begeistert. Ich habe selten so herzliche Leute kennengelernt wie dort. Die Destination ist auch sonst eine Reise wert.

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