/ DIARY /

Soul & Yoga.

Es ist schon unglaublich, was für Achterbahnfahrten ich mit – oder wahrscheinlich Dank – Yoga schon so mitmachen durfte. Seitdem ich mein Teachertraining mit Soul & Yoga begonnen hatte und anfing Yoga so wirklich zu praktizieren, zu spüren und irgendwann auch mehr und mehr zu leben, blieb wirklich so keine einzige kleine Ecke meiner Seele unberührt. Und mit dem Setzen meines Fußes auf Goa-nischen Boden Mitte Dezember habe ich das Gefühl, hat dieser ganze Prozess nochmals den Turbo eingelegt.

Nochmals kurz zur Erinnerung, da ich ja schon eine ganze Weile nichts mehr von mir habe hören lassen: Nach fast drei Wochen intensiver Ashtanga Yogapractice mit Balu Ashtanga Yoga in Arambol, hieß es für mich gleich am 1. Januar wieder Sachen packen und lieben Menschen in Arambol “Goodbye” sagen, um zwei Strände weiter nach Morjim ins Rockwater Resort zu ziehen. Hier sollte in wenigen Tagen das Soul&Yoga Teachertraining beginnen. Ich hatte so gar keine Ahnung, was mich erwarten würde, welche Aufgaben ich übernehmen sollte…ein bisschen unterrichten, dachte ich mir. Organisatorisches Regeln, in Nicoles Klassen adjusten – die typischen Assistant Tätigkeiten eben. Das Soul&Yoga Teachertraining begann und ich musste plötzlich feststellen, dass ich nicht als Asstistant, sondern als ernstzunehmender Yogateacher mittendrin stand. Acht Mädels im Januarkurs, die aus aller Welt nach Goa ins Rockwater Resort gereist waren, um tiefer in Yoga einzusteigen und um nach dem vierwöchigen Training ein Zertifikat in den Händen zu halten. Neben Nicole, die das Training schon seit mehreren Jahren führt und dementsprechend routiniert ihr großes Repertoir an Wissen weitergab, fühlte ich mich wie ein Küken, das gerade geschlüpft ist und sich nun in der großen Welt zurechtfinden muss. Als Yogalehrer, der nicht “nur” Yogaklassen unterrichtet, sondern auch erste Einblicke in Atem- und Meditationstechniken sowie Pranayama gibt. Daneben Alignment in Yoga-Asanas, Adjustments und “how to teach” – also die Frage klärt, wie das eigentlich geht, das sich vor eine Klasse stellen und Yoga unterrichten. Und da stand ich nun, vor den Mädels, die mich mit großen erwartungsvollen Augen anschauten und es bohrte sich erbarmungslos diese Frage tief in meine Magengrube: Bin ich denn überhaupt schon bereit für sowas? Habe ich denn überhaupt genug Wissen, all das weiterzugeben? Bin ich denn wirklich schon genug? Genug für Nicole, genug für die Students genug für mich? Genug…was ist schon genug. In unserer Welt ist es doch irgendwie nie etwas genug und wenn man wagt, sich doch mal mit etwas zufriedenzugeben, dann ist man gleich genügsam oder hat schlichtweg keinen Biss, keinen Ehrgeiz, keine Ziele…na gut. Mit der Frage, ob ich genüge, wollte ich somit erst gar nicht anfangen, also nochmal anders. Vielleicht hilft ja eine Bestandsaufnahme:

Auch wenn ich wahrscheinlich doch noch eher zu den Küken als zu den alten Hasen der Yogawelt gehöre, habe ich es immerhin schon seit einiger Zeit geschafft, die Eierschale zu durchbrechen. Ich weiß wie es ist, vor einer Klasse zu stehen und vor allem, wenn man genau DAS das erste Mal tut. Wenn einem das Herz bis zum Hals schlägt und man sich verflucht und fragt, warum man sich auch noch freiwillig in diese bekloppte Situation gebracht hat. Und ich weiß, wie es ist, wenn man es dann doch durchgezogen hat, nicht weggerannt ist und tatsächlich beginnt, aus vollem Herzen und hoch motiviert zu unterrichten. Seitdem habe ich gelernt, viele viele Erfahrungen gemacht, als Lehrer und Student und hab aufgepickt, was für mich Sinn ergibt und mich als Yogalehrerin und “Yogi” nährte. Ich habe gute und schlechte Tage gehabt. Klassen nach denen ich am liebsten jeden Student umarmt hätte, Klassen, nach denen ich mich am liebsten verkrochen hätte, weil ich die Sequenz verbaselt hatte oder die Musik so gar nicht gepasst hat. Ich habe mich vor fast einem Jahr auf den Weg gemacht, um mehr Yoga zu lernen, ein zweites Ashtanga-Teachertraining in Rishikesh gemacht und dabei Bhastrika und Kapalabhati praktiziert, bis ich vollkommen erschöpft am Boden lag, weil so viel dabei passiert, so viel…und ich kann Fokus-Klassen gestalten basierend auf einem Mantra, auf einem Gedanken auf einem Chakra oder einer bestimmten Asana Gruppe wie Rückbeugen, Umkehrhaltungen, oder Standingpostures ebenso wie general classes, in denen man die Students einfach mal begleitet von Musik durch einen allumfassenden Flow trägt. Und Dank meiner Vergangenheit als Kunstturnerin und meinem Studium zur Sportwissenschaftlerin kann ich sicherlich auch Wissen weitergeben, dass ein bisschen über Yoga-Teachertrainings- und Unterrichten hinaus geht – Bodyawareness beispielsweise- einer meiner Lieblingsdisziplinen und in meinen Augen so wichtig für eine gesunde, aber auch geistig tiefe Yogapraxis. Wenn ich weiß, wo oben unten ist, obwohl ich upside down auf einem Bein balanciere und mich dabei auf Bandhas, Atem und Intentions konzenteriere – wenn ich dann noch weiß, was mein großer Zeh macht, der irgendwo weit über mir schwebt, dann bin ich mir doch schon mal ein ganzes Stück näher. Dann bin ich auf der Matte mit meiner Yogapraxis, mit meinem Atem, meinem Körper und meiner Intention. Kein Platz für Einkaufslisten, Frühstückspläne oder Sorgen, wie man den nächsten Tag hinter sich bringen soll. Denn verdammt noch mal, wir können upsidedown auf einem Bein stehen und haben auch noch Spaß dabei. Who cares about to do Listen?

Puuhh, das hörst sich doch gar nicht so schlecht an…und mich hier ein bisschen selbst aufzubauen, das war nötig. Denn ganz ehrlich, am Anfang ging mir der Hintern ganz schön auf Grundeis…man könnte das Gefühl, dass sich wie Gift stetig in meinem gesamten System breit machte, auch schlicht weg kalte Panik nennen. Und während man so hart mit sich selbst ins Gericht geht, vergisst man viel zu schnell, was man eigentlich gut kann.

Und da mir keine andere Wahl blieb war da dieser eine Tag, an dem ich eine bewusste Entscheidung traf. Ich ersetzte : SoulEgoExpectationsDoubt&Yoga gegen BreathTrustPiece THROUGH Yoga – und was ich zurückerhielt, kann mir keiner nehmen…Mit jedem Tag durfte ich beobachten, wie Yoga in den Mädels anfing zu wirken. Sie arbeiteten hart, mit Körper, Geist und Seele. Sie öffneten sich für Yoga und fingen an zu atmen, zu strahlen, zu sein. Und das Gefühl, das mich überkam, weil ich Teil davon sein durfte, ist schwierig in Worte zu fassen. Mein Lehrer in Rishikesh hat mal gesagt, Yoga passiert – in dem Moment, in dem du dich dafür öffnest. Meine Rolle hier war, die Mädels mit Yoga in Kontakt zu bringen, sie ein bisschen zu guiden und meine Erfahrungen mit und meine Passion für Yoga mit ihnen zu teilen. Ihnen zu erzählen, warum ich mir ein Leben ohne nicht mehr vorstellen kann. Und dann passierte es, ganz langsam, aber stetig…

Ich glaube, mit den Teachertrainings für Soul and Yoga habe ich wohl das Finale meiner Yogareise hier erreicht. Jede einzelne Station des vergangenen Jahres scheint mich genau auf das hier vorbereitet zu haben. Jetzt darf ich teilen, was ich erfahren habe. Darf es weitergeben und es fühlt sich gut an, weil Yoga wirkt. Von den Mädels aus dem Januar Training musste ich mich schon leider verabschieden, das Februartraining läuft schon seit einer Woche. Neue Charakterere, neue Geschichten, neue Aufgabe. Ich bin gespannt, auf welche Weise Yoga hier wirken wird in den Students und auch in mir – wir sind nach einer Woche auf jeden Fall schon auf einem guten Weg

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Steffi Sarges

PR Beraterin & Yogalehrerin Ihr Lebensmotto “Don´t forget to play” kam bei all der Arbeit in den letzten Jahren etwas zu kurz. Darum hat sich Stefanie für 2014 dazu entschieden, wieder mit dem "Spielen" zu beginnen, tief durchzuatmen und das Jahr ihrer größten Leidenschaft zu widmen - dem Yoga. Während ihrer Reise durch Indien wird sie eine zweite Ausbildung machen, um sich danach vom roten Yogafaden leiten zu lassen - durch das Land und zu sich selbst. Von ihren Erfahrungen wird sie hier regelmäßig berichten.

F: Stefanie.Sarges W: instagram.com/stevexs

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