Wir lassen Konversationen Revue passieren, drehen Worte wieder und wieder um, um sie nochmals aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Wir lesen SMS, Whatsapp Nachrichten, Emails mehrmals, weil sie etwas mit uns machen – je nachdem, was wir aus den Zeilen herauslesen (wollen). Wir lauschen unseren Lieblingssongs und ihren Songtextentanzen und tanzen dabei durchs Zimmer oder liegen auf dem Bett, lesen unser Lieblingsbuch wieder und wieder, weil uns die Zeilen zum Lachen, Weinen, Träumen oder zum Nachdenken bringen. Es ist schon unglaublich, die Macht der Worte ist irgendwie allgegenwärtig und mir manchmal gar nicht wirklich bewusst, wie sehr ich mein Tun, meine Laune, meine Beziehungen zu Menschen von Worten abhängig mache.
Ihr fragt euch jetzt wahrscheinlich, wie ich darauf komme. Um das Naheliegendste gleich mal auszuschließen – nein ich bin nicht sonstigen Drogen der “Hippie side of town” verfallen. Ein Auslöser dieses kleinen Ausbruchs sind tatsächlich Reaktionen auf meinen letzten Text “Augen zu, durchatmen, cool bleiben”. Das besondere für mich dieses Mal war, dass der Bericht von manchen nicht nur gelesen, sondern auch individuell interpretiert und von jedem Einzelnen auf sich und seine Lebenssituation bezogen wurde. Er hat irgendwie eingewirkt… bei jedem allerdings auf eine ganz eigene, persönliche Art und Weise. Mein Lieblingskommentar: “Glücklichsein ist kein Verbrechen” von meiner lieben Freundin S. Ich glaube, das pinn’ ich mir irgendwo an die Wand…
Auch bei Vinyasa-Flow-Yoga Klassen arbeiten wir viel mit Worten. Un tatsächlich machen genau DIE manchmal den großen Unterschied aus, ob wir ein gutes WorkOut unterrichten oder die Klasse durch ein intensives “WorkIN” auf eine Reise mitnehmen. Als sich ein Mädel letztens nach einer Klasse bei mir bedankte – für die Worte, die sie in dem Moment so sehr gebraucht habe – habe ich mich natürlich super gefreut, aber auch Gänsehaut bekommen. Sprache, ein so wichtiges und mächtiges Tool. Wir können Menschen glücklich, aber auch zutiefst traurig machen und manchmal ist uns dieser Effekt gar nicht mehr bewusst. Worte an unsere Mitmenschen, aber auch Worte, die wir an uns selbst richten. Nur ein paar Tage nachdem ich dieses für mich so wichtige Kompliment von diesem Mädel bekommen habe, geriet ich in eine klitzekleine Krise, was meinen Unterricht betrifft. In meiner Wahrnehmung fehlte irgendwas. Ich habe meinen Stil, zu unterrichten, meine Musikauswahl, meine Sequenzen und die Art und Weise die Students in diese Sequenzen hineinzuführen hinterfragt. Ich denke, das gehört dazu und ist auch gesund. Schließlich will ich mich ja auch weiterentwickeln und das geht nur, wenn ich mein Tun auch reflektiere. Unangenehm wird es dann aber, wenn wir uns in das Hinterfragen hineinsteigern und am Ende auch noch glauben, was wir denken. Oftmals sind wir uns dessen ja gar nicht mehr bewusst, wundern uns dann aber…über das seltsames Gefühl in der Magengegend, das Misstrauen gegenüber anderen, weil wir unseren inneren Dialog auf unsere Umwelt übertragen. Tatsächlich war ich ein paar Tage etwas betröppelt, bis ich mich mit meiner lieben, lieben Freundin M. via skype austauschte, die mich mit ihren Worten innerlich wieder weicher und wärmer gemacht hat – mir gegenüber. Ich denke, wir sind recht gut darin, darauf zu achten, was wir unseren Mitmenschen gegenüber raushauen. Aber hast du mal ganz bewusst dir selbst zugehört? Sehr interessant, besonders, wenn mal etwas nicht soooooo optimal läuft…meine Erfahrung, es ist manchmal tatsächlich besser, einfach mal die Klappe zu halten: Shut up! Denn DAS hat absolut nichts mit innerer Stimme zu tun. Das wirklich Wichtige, flüstert irgendwo dahinter.
Wie wahr, wie wahr! Ich habe schon so oft darüber geschrieben – die Macht der Worte. Dazu kommt noch etwas, was mich gerade beschäftigt: nicht nur die Worte an sich, auch WIE sie gesagt werden. Was zwischen den Zeilen steht. Manchmal kann ich einen Text nicht weiterlesen, weil er Gift sprüht, obwohl den einzelnen Worten nichts anzumerken ist…
…oh ja, da hast du Recht. Die Message zwischen den Zeilen oder auch wie Worte über Augen und oder Körpersprache vermittelt werden – das kann tief gehen. Und Klar, “Die Macht der Worte” – das Thema kann man noch um einiges weiterspinnen. Allerdings bin ich auch der Meinung, dass (um den Bogen wieder zurückzuschlagen:-)), wenn ich in mir gefestigt bin und mich nicht zusätzlich auch noch selbst mit inneren Vorwürfen/Zweifeln etc. bombadiere, dann kann ich mit solchen subitilen, manchmal weniger schönen Zwischenbotschaften um einiges besser umgehen. Oder wie siehst du das?
Viele liebe Grüße
Stefanie
Absolut! Bei sich und gefestigt sein ist das A und O. Vor allem, je weiter man sein Ego zurückstellt und sich und sein Herz öffnet, desto mehr bekommt man mit. Auch von dem, was man eher nicht möchte 😉
Herzlich, Kathrin
…nur macht einem das DANN ja nichts mehr aus… also im Idealfall. Who knows, vielleicht kommen wir da ja irgendwann mal hin:-)
Alles Liebe