/ DIARY /

Lasst die Spiele beginnen!

Bisher hatte ich echt einen super Urlaub hier. Tagsüber mache ich Yoga, abends treffe ich mich mit meinen Rishikesh-Freunden. Ab jetzt ist allerdings Veränderung angesagt – mein 200 h Teachertraining bei Tattvaa Yoga beginnt. Das bedeutet also, raus aus der Komfortzone, rein in unbekannte Gewässer.

Als ich gestern aufgestanden bin, war ich auch ein kleines bisschen nervös und hatte ein leicht flaues Gefühl in der Magengegend. Nun würde ich die Leute kennen lernen, mit denen ich die nächsten vier Wochen fast 24h am Tag zusammenhängen würde. Wie werden sie wohl drauf sein? Alles Yoga-Profis oder sind auch ein paar Normalsterbliche dabei? Sind sie cool drauf oder vielleicht nicht so auf meiner Wellenlänge? Wer weiß, vielleicht kann die Gruppe auch nichts mit mir anfangen? Meinen Lehrer Kamal kenne ich bereits von meiner Reise im Oktober. Da bin ich schon zu einigen seiner Klassen gegangen und war begeistert! Er hat eine sehr starke und präsente Aura, weiß, was er tut und ist bekannt für seine Adjustments. Ein Mädel, mit dem ich mich die Tage unterhalten habe, nannte ihn “den Super-Yogi”. Das trifft es eigentlich ganz gut. Jetzt allerdings, da ich kurz vorm Start des TTC stehe, sehe ich das Ganze ein bisschen kritischer. Vielleicht ist er gar nicht so gut und verkauft sich nur professionell? Und bin ich denn wirklich geschaffen für dieses physisch und psyschisch sehr harte Training?

Als erstes bin ich in das Hostel gezogen, das für uns Students vorgesehen ist. Ich teile mir das Zimmer mit einer “Mitstreiterin”. Für mich, die ziemlich viel Freiraum braucht, wird das schon mal eine ziemliche Umstellung. Aber das gehört alles dazu. Ich bin gespannt, wie ich mich schlage.

Um 17.00 Uhr trafen wir uns dann im Tattvaa Shala zum Orientierungsmeeting. Ein große Halle nicht weit vom Ganges entfernt. Bunte Gemälde an den Wänden, schwere Vorhänge an den Fenstern, Blocks und Yoga-Belts in der Ecke, Yogamatten in Reih und Glied auf dem Boden verteilt. Mein zweites zu Hause für die nächsten vier Wochen. Ich setzte mich neben ein braunhaariges Mädel und entspannte mich sofort, die sahen alle doch wirklich sehr nett aus. Ich kam auch gleich mit einem Mädel ins Gespräch, die sich nach ein bisschen Smalltalk als Deutsche rausstellte. Sie lebt zwar schon seit zwei Jahren in Bangkok, kommt aber ursprünglich aus Dreieich – das ist ca. eine halbe Stunde Autofahrt von meinem Heimatort in der Nähe von Frankfurt entfernt. Klein ist die Welt…wahrscheinlich haben wir auf Facebook auch noch gemeinsame Freunde.

Und dann ging es los. Kamal forderte uns auf, uns ein bisschen zu bewegen, ein paar Asanas unserer Wahl “vorzuführen”, damit er sehen könne, wie wir uns bewegen. Danach gab er den Staffelstab direkt an mich weiter. Ich sollte doch einfach mal eine Sequenz ansagen. What?? Damit hat er mich gleich ins kalte Wasser geworfen. Auch wenn ich ja schon seit einem Jahr unterrichte, fühlte ich mich wie der total Anfänger und suchte vor allem nach den englischen Übersetzungen. Aber nach der ersten Schrecksekunde konnte ich mich fangen und brachte diese kleine Sequenz ganz ohne Nervenzusammenbruch hinter mich. Ein paar andere Students wurden nach vorne gerufen, bis wir uns dann im Kreis zusammenfanden.

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde begannen uns Kamal und sein Partner Sunil unsere nächsten vier Wochen näher zu bringen. Dabei wurde uns schnell klar, dass das kein Urlaub werden wird. Alle Pläne wie Auyurverda, Kochen, Tanzen, Musik…”Packt das in einen Sack und schmeißt ihn in den Ganges – dafür werdet ihr die kommenden vier Wochen keine Zeit haben. Und wenn ihr damit nicht klar kommt, könnt ihr jetzt gehen – No problem!” Bäääm!! Das hat gewirkt. Ein Blick in die Runde, einmal schlucken – lasst die Spiele beginnen.

Zum Glück gewährten uns die Beiden aber noch ein bisschen Schonzeit. Beim gemeinsamen Abendessen konnten wir uns schon ganz gut austauschen. Die Truppe ist nett, total international und vor allem offen. Ich glaube, wir können viel Spaß haben. Los ging es heute Morgen mit einer Feuer Zeremonie – Pooja Hauuam. Die erste Ashtanga-Klasse haben wir dann erst morgen. Ganz langsam ziehen Kamal und Sunil das Tempo an, um uns nicht zu überfordern. Sie sind also doch ein bisschen menschlich, diese “Super-Yogis”.

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Steffi Sarges

PR Beraterin & Yogalehrerin Ihr Lebensmotto “Don´t forget to play” kam bei all der Arbeit in den letzten Jahren etwas zu kurz. Darum hat sich Stefanie für 2014 dazu entschieden, wieder mit dem "Spielen" zu beginnen, tief durchzuatmen und das Jahr ihrer größten Leidenschaft zu widmen - dem Yoga. Während ihrer Reise durch Indien wird sie eine zweite Ausbildung machen, um sich danach vom roten Yogafaden leiten zu lassen - durch das Land und zu sich selbst. Von ihren Erfahrungen wird sie hier regelmäßig berichten.

F: Stefanie.Sarges W: instagram.com/stevexs

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