/ DIARY /

Hang Loose auf Bali.

Als ich vor zwei Wochen mit Sack und Pack aus dem Bali Silentretreat abgereist bin, konnte ich es kaum erwarten, Bali endlich auf eigene Faust zu erkunden. Freudestrahlend saß ich also auf meinem Scooter auf dem Weg nach Canggu, C. besuchen, die ich im Bali Silentretreat kennen gelernt hatte. Canggu liegt weiter südlichwestlich auf Bali direkt am Meer, ca. 15 Minuten Scooter Fahrt von Kuta und Seminyak entfernt. Während Kuta mit einer Bar neben der anderen und dem wohl größten Kentucky Fried Chicken DER WELT auch als das Mallorca der Australier bekannt ist, ist der Vibe in Canggu layed back, relaxed und bedingt durch eine Menge Surfer “arschkalt” (ein Gruß an Hamburg, trinkt nen Astra für mich mit:-)). Lässige Cafés, wenige, aber dafür ziemlich stylische Klamottenläden und zwei bis drei gute Yogastudios. Was will man mehr? Richtig, nichts. Und so habe ich doch tatsächlich die Zeit damit verbracht, auch eigentlich nichts zu tun. Kaum bei meiner Freundin C. angekommen, hatte sich ein kleiner, aber feiner Kreis aus Bekannten in Canggu zusammengefunden, die entweder C. oder ich meistens aus dem Bali Silentretreat kannten. Es wurden Geburtstage am Strand gefeiert, in unserem Lieblings-Warung bei indonesischem Nasi Campur und der indonesische Antwort auf Lion, dem “BengBeng” stundenlang getratscht und gelacht. Und die Illusion, ich sei ein alter Abenteurer auf unbekannten Pfaden kilometerweit entfernt von der Heimat, wurde mir spätestens dann genommen, als ich zufällig am Strand alte Bekannte aus Köln getroffen habe, die für zwei Wochen Urlaub auf Bali machen. Freude!!!

Da Yoga auf Bali relativ teuer ist, habe ich mich überwiegend auf den Luxus beschränkt, morgens barfuß erstmal eine Runde am Strand zu laufen. Und manchmal, wenn ich da so entlanjoggte und mir das Meerwasser um die Beine spülte, war ich schon ziemlich überwältigt von dem Leben, das ich hier genieße darf – leicht und easy. Und auf einmal konnte ich es mir sogar vorstellen, einfach nochmal ein bisschen länger hier zu bleiben. Mein Visum für Bali läuft am 10. August aus. Wollte ich nochmal ein bis zwei Monate dranhängen, müsste ich einen sogenannten “Visarun” machen – an einem Tag nach Singapur fliegen und am selben Tag wieder zurück nach Bali: Neuer Stempel, neues Visum, nochmal vier Wochen auf Bali oder sogar 8 Wochen für umgerechnet viel zu viel Geld. Und als wir abends mal wieder einen besonders schönen Sunset genossen, da hatte ich meinen Flug nach Singapur schon so gut wie gebucht. Scheiß auf die Kohle. Scheiß auf Thailand, Easy Bali-Surferlife – here I come.

Als ich dann tatsächlich buchen wollte, habe allerdings nochmals nachgedacht: Mein Ziel, so viele Yogaklassen- und Lehrer wie möglich zu besuchen, hatte ich aus finanziellen Gründen schnell ant akta gelegt, denn die Kosten für Dropin Klassen liegen hier fast auf europäischem Niveau. Ich habe in den Tag hinein und gerne den ein oder anderen Abend alles andere als yogisch mit einem Bintang “Radler” wieder hinaus gelebt. Ich habe nicht meditiert und teilweise nach meiner eigenen Yogasession im Zimmer mein Savasana vernachlässigt, um schneller an den Strand zu kommen. Das ist auch alles gut, ich weiß. Man muss auch mal loslassen können – gehört ja auch zum Yoga dazu. Und trotzdem – ich bin auf die Reise gegangen mit einem ganz bestimmten Ziel und das ist, mich weiterzuentwickeln mit durch und zu Yoga. Und hier in Canggu hatte ich erstmals tatsächlich das Gefühl, auch ein bisschen hängen zu bleiben, wenn ich nicht aufpasse. Ich war mir aber im selben Moment auch nicht sicher, ob es mal wieder mein Drang ist, immer was sinnvolles tun zu müssen oder ob ich mich einfach mal treiben lassen sollte – fernab von Vernunftdenken und grob gesetzten Plänen.

Ich habe mich am Ende dazu entschieden, die Kohle nicht in einen Visarun zu pumpen und habe meinen Flug nach Thailand gebucht – am 9. August gehts los. Nach zwei Tagen Ausflug nach Bingin und Uluwatu habe ich mich vom Hang-Loose -Leben losgeeist und bin gestern vier Stunden mit dem Scooter über die Insel gedüst, um in das Retreat in Amed zu fahren. Hier darf ich wieder unterrichten – was sich sehr, sehr gut anfühlt. Ich darf in die ayurverdische Lehre hineinschnuppern und fühle irgendwie wieder deutlicher den Kontakt zum Boden – zu mir selbst – so bilde ich es mir zumindest ein. Tatsache ist, nachdem ich heute wieder eine Klasse geben durfte war ich – mal wieder – so richtig glücklich und zufrieden. Mag sein, dass ich auch einfach nicht gemacht bin fürs Nichts-Tun und in die Falle des ewigen “Do-aship” getappt bin. Auf der anderen Seite will ich ja auch was sehen und erleben, was nur möglich ist, wenn ich mich fortbewege, körperlich und geistig.

Mir hat mal jemand gesagt, in dem Moment, indem man sich selbst übergeht, nicht auf seine innere Stimme hört, wird man unzufrieden. Leuchtet mir ein…die Schwierigkeit in meinen Augen liegt nur eher darin, zu unterscheiden zwischen der inneren Stimme und dem inneren Oberaufseher, der einem durch “das geht doch nicht! Das kannst du doch nicht machen” innere Grenzen setzt. In meinem Fall ist es eigentlich fast egal, denn wenn mich mein Oberaufseher nun wieder zum Unterrichten und nächste Woche nach Thailand gebracht hat, um hier einen Thaimassagekurs zu machen, statt in Canggu zu chillen, dann soll es so sein. Beides Cool:-) Trotzdem, wie schaut es bei euch aus? Könnt ihr eure innere Stimme vom Oberaufseher unterscheiden? Ist es Bauch, Herz, Stolz, Ego oder euer ganz persönlicher Weg, den ihr geht? Ich bin froh, dass ich diese Unterscheidung auf einer Reise von Yogastudios zu Traumstränden üben darf…

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Steffi Sarges

PR Beraterin & Yogalehrerin Ihr Lebensmotto “Don´t forget to play” kam bei all der Arbeit in den letzten Jahren etwas zu kurz. Darum hat sich Stefanie für 2014 dazu entschieden, wieder mit dem "Spielen" zu beginnen, tief durchzuatmen und das Jahr ihrer größten Leidenschaft zu widmen - dem Yoga. Während ihrer Reise durch Indien wird sie eine zweite Ausbildung machen, um sich danach vom roten Yogafaden leiten zu lassen - durch das Land und zu sich selbst. Von ihren Erfahrungen wird sie hier regelmäßig berichten.

F: Stefanie.Sarges W: instagram.com/stevexs

4 Kommentare auf “Hang Loose auf Bali.
  1. Verena Reygers sagt:

    Was für ein schöner Artikel, Steffi!!! Ich glaube, die Entscheidung, weiter zu ziehen, ist genau die Richtige! Viel Spaß in Thailand und ich trinke hier ein paar Astra für dich!!!

  2. Stefanie sagt:

    Vielen, vielen Dank, liebe Verena – für den lieben Kommentar, die guten Wünsche und das Astra-Trinken!:-))

  3. Jasmin sagt:

    Danke, steffi. Das war genau das was ich heute abend vorm einschlafen lesen musste glaub ich. Du hast es toll auf den punkt gebracht was auch in mir oft vorgeht.werd ich mir ausdrucken wenn ich darf 😉
    Tolle Tage noch auf Bali und ich bin auf deine Thaimassage-Info’s gespannt.
    Alles liebe und bis bald, Jasmin

  4. Stefanie sagt:

    Liebe Jasmin, mehr kann ich mir von meinen Texten wohl nicht erhoffen – vielen Dank für diesen lieben Kommentar! …und natürlich darfst du den Artikel ausdrucken – gar keine Frage – es ist mir eine Ehre!!:-)

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