/ DIARY /

Final Exams.

Kennst du dieses Gefühl, wenn du gerade ein super fesselndes Buch beendet hast. Du schließt es, blickst auf, schaust dich vielleicht ein bisschen um und kommst so langsam wieder “im Leben” an. Die Augen fühlen sich müde an, der Geist noch etwas benommen, voll damit beschäftigt, alle Eindrücke zu verarbeiten. Genauso fühle ich mich gerade. Nur mit dem kleinen Unterschied, dass mich kein Buch, sondern der letzte Monat dermaßen gefesselt hat, dass ich mich jetzt erstmal schütteln muss. Wow, so schnell kann man also durch vier Wochen rauschen. Und gleichzeitig scheint seit dem Start des TTCs eine Ewigkeit vergangen zu sein. Zeitraffer und Slowmotion in einem. Und seit Sonntag bin ich nun also offiziell zertifizierte Ashtanga Yogalehrerin. Der dreistündige, schriftliche Test – 15 Fragen rund um Yogaphilosophie und Pranayama – bestanden. Die praktische Prüfung – eine 40 minütige Yogaklasse inklusive Pranayama und Adjustments – bestanden. Yeah!!! Zwei volle Tage waren wir damit beschäftigt, Kamal und Sunil zu zeigen, dass wir in den vergangenen vier Wochen gelernt, aufgesaugt und verstanden haben. …tja…und mit der feierlichen Feuerzeremonie – dem Puja – am Sonntagmorgen und der Übergabe der Zertifikate ist das Teachertraining nun offiziell beendet. Noch schwirrt alles Erlebte, Gelernte und Erfahrene wild in meinem Kopf herum. Trotzdem habe ich mich mal in diesen Wirbelsturm gestürzt, um die Eindrücke und Gedanken zumindest ein bisschen zu strukturieren.

Ein Blick zurück: Wie bin ich eigentlich in das Teachertraining gestartet?

Mit hohen Erwartungen an das Teachertraining und an mich selbst, alles, was mich als Yogalehrerin weiterbringt, nur so aufzusaugen. Mit der Hoffnung, Bestätigung zu erhalten, dass meine Entscheidung, mein gesittetes Leben in Hamburg aufzugeben, die Richtige war. Zweifel, ob mein Körper, meine angeknackste Oberschenkelrückseite und meine Handgelenke die tiefen Dehnungen und täglichen Armbalancen durchhält. Die Befürchtung, einen absoluten Lagerkoller zu bekommen und den Drang nach Ruhe, Alleinsein und Stille nicht unterdrücken zu können – schließlich kenne ich mich ja nur zu gut…Kribbelnde Vorfreude auf alles, was kommen und was ich lernen würde.

Mein schönster Moment

Oha, da gibt es so viele. Angefangen von der spontanen Kirtan Meditation, bei der wir gemeinsam mit Sunil Mantras gesungen haben und am Ende singend und klatschend durch den Raum getanzt sind. Kunterbunt, pitschnass und hundskaputt am Ganges an holy Holi und einige Minuten bevor ich meine erste Ashtanga Klasse in Rishikesh unterrichten durfte.

Aber wenn ich an meine zweite Mysore Klasse denke, in der ich durch die Reihen von Yogastudents gehen durfte, um sie zu korrigieren, umgeben vom rauschenden Sound des Ujjayi Breath ( Achtung, jetzt wirds kitschig) dann bekomme ich Gänsehaut und mir wird ganz warm ums Herz. Ein einmaliger Moment.

Uuhh, das war unangenehm…

Die Kälte in der ersten Woche, wegen der wir uns nachts in drei Decken wickeln mussten. Und dieser eine Tag in der zweiten Woche, an dem ich morgens aufgewacht bin und Dank Kopfschmerzen, Übelkeit und Schwäche selbst der Weg zum Bad zu weit war. Horror…aber, wie ein Wunder. Am nächsten Tag war ich wieder fit wie ein Turnschuh..

Einmal auf die Schulter geklopft: Darauf darf ich stolz sein

Ich habe meine Praxis verbessert, das Zertifikat erhalten, habe KEINEN Lagerkoller bekommen und auch mein Körper hat 1A durchgehalten. Ich fühle mich sogar stärker, flexibler und habe mehr Körpergefühl. Check, Check, Check:-)

Ein Blick nach vorne: …und wie gehts jetzt weiter?

Mein Körper hat durchgehalten, ja das stimmt. Allerdings ist das beim Yoga ja bekanntlich nicht alles. Und das ist mir in den vergangenen vier Wochen während Meditation und Pranayama wieder einmal so richtig bewusst geworden. Die körperliche Anstrengung und Arbeit mit und an meinen Muskeln und Sehnen bedeutet leider nicht, dass sich auch mein Geist beruhigt. Asanapraxis geht in meinem Fall keinesfalls Hand in Hand mit meinem Geist, Meditation und Stille. Aber ist es nicht das, was wir alle am Ende suchen – Peace, shanti und shanti? Einen Moment ganz ohne “aber solltest du nicht”, “warum hast du nicht”, keine To Do Listen, keine Zweifel keine Bewertung, sondern einfach nur Stille und Zufriedenheit. Und wenn ich eines aus dem Teachertraining mitgenommen habe, dann dass ich mich dieser Herausforderung stellen möchte. Ich habe mich daher gleich heute für einen 10tägigen Retreat rund um Buddhismus und Meditation in Dharamsala eingeschrieben. Freunde haben mir diesen Ort am Fuße der ersten hohen Himalayakette empfohlen. In “Little Tibet” sind nicht nur viele tibetische Flüchtlinge, sondern auch der Dalai Lama zu Hause. Und wenn das kein gutes Zeichen ist?! Todesmutig werde ich mich also dem Dämon “Meditation” stellen und dabei zum Glück auch Gelegenheit für meine eigene Asana-Praxis haben. Und bis dahin? Habe ich noch gute drei Wochen Zeit, mich in Rishikesh vollkommen auszutoben. Mysore am Morgen, die Grande Madame des Iyengar Yoga – Usha Devi – am Abend und zwischendurch hoffentlich noch die ein oder ander Yogaklasse im “small Shala” unterrichten. Fühlt sich bis jetzt alles richtig an..

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Steffi Sarges

PR Beraterin & Yogalehrerin Ihr Lebensmotto “Don´t forget to play” kam bei all der Arbeit in den letzten Jahren etwas zu kurz. Darum hat sich Stefanie für 2014 dazu entschieden, wieder mit dem "Spielen" zu beginnen, tief durchzuatmen und das Jahr ihrer größten Leidenschaft zu widmen - dem Yoga. Während ihrer Reise durch Indien wird sie eine zweite Ausbildung machen, um sich danach vom roten Yogafaden leiten zu lassen - durch das Land und zu sich selbst. Von ihren Erfahrungen wird sie hier regelmäßig berichten.

F: Stefanie.Sarges W: instagram.com/stevexs

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