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Interview mit Sophia und Jette

Interview mit Sophia und Jette

Als ich Jette und Sophia von Monkey Mind Yoga entdeckte, begeisterte mich besonders der Name ihrer Schule in Zusammenhang mit den Fotos. Für die ahnungslosen unter Euch: Monkey Mind ist ein Terminus aus der buddhistischen Lehre und umschreibt die Tätigkeit unseres ruhelosen, launenhaften, überspannten und scheinbar unkontrollierbaren Geistes. So, wie also der Affe in einem riesigen Baum ruhelos von Ast zu Ast schwingt, springt auch unser Geist unerlässlich von einem Gedanken zum nächsten. Er eilt durch die Zeit von der Vergangenheit in die Zukunft und umgekehrt, erzeugt ungezügelt eine unendliche Menge von Ideen, Vorstellungen, Erwartungen, Meinungen, Sorgen und Ängsten – der ganz normale Wahnsinn eben! Wieso Jette neben ihrem Job als Yogalehrerin erst kürzlich mit dem Skateboarden angefangen hat und Sophia gerne im Schulterstand abhängt, erfahrt ihr in meinem Interview mit den beiden.

Stellt Euch bitte vor: Wer seid Ihr und was macht Ihr?
Also, wir sind Sophia Lenz, 30 Jahre alt und Henriette Wegner, 33 Jahre alt und haben vor kurzem unsere gemeinsame Yogaschule „Monkeymind Yoga“ ins Leben gerufen. Seitdem fühlen wir uns dazu verpflichtet, unseren Mitmenschen zu helfen ihre Komfortzone, wie Sophia immer so treffend dazu sagt, zu verlassen, ihre kleinen Hintern vom Schreibtischstuhl loszueisen, um sich in jede erdenkliche Richtung zu verbiegen und zu drehen….wir erinnern sie daran, wie absolut herrlich es sein kann mit dem eigenen Körper zu arbeiten, ihn kennenzulernen, zu spüren und vor allem ihn zu achten. Wir atmen mit unseren Schülern, weil auch dies zu einem tieferen Verständnis unserer Selbst führt, zu mehr innerer Ruhe und Gelassenheit…. es sind ja oft die besagten kleinen Dinge des Lebens, die Zufriedenheit schaffen, und die nur allzu leicht in diesem hektischen Großstadtgewusel in Vergessenheit geraten können.

Wie sieht ein typischer Tagesablauf bei Euch aus?
Sophia: Leider können wir unseren Lebensunterhalt noch nicht ganz mit Monkey Dollars bestreiten, so dass ich weiterhin für einen Musikverlag arbeite und Jette im Cafe ihre Schichten schiebt. Von daher haben wir beide keinen typischen Tagesablauf, da jeder Tag der Woche sich anders gestaltet.
Jette: Aber nach Möglichkeit startet der Tag natürlich mit Yoga. Sophia und ich lieben es beide, gleich am Morgen nach dem Aufwachen, einer heißen Dusche und vielleicht noch einer Tasse Tee, die Matte auszurollen und loszulegen. Man ist am Morgen zwar um einiges steifer, dafür aber frischer und der Geist noch nicht so abgelenkt von den äußeren Eindrücken, oder vielleicht ist er einfach noch zu müde! Auf jeden Fall mischt er sich nicht ganz so vehement ein. Sophia ist da eher der frühe unter uns beiden Yogavögeln, sie ist dann bereits schon 7 Uhr morgens am Start, wohingegen ich mich zu diesem Zeitpunkt gern nochmal auf die Seite rolle, um dann zwei Stunden später zu beginnen….

Wie kam die Idee, eine eigene Yogaschule zu eröffnen?
Jette: Kennengelernt haben Sophia und ich uns ja in einer Yogaschule. Zu diesem Zeitpunkt unterrichtete ich dort und Sophia war noch als Schülerin unterwegs. Über diese Verbindung hinaus fanden wir uns einfach sympathisch und verbrachten auch mehr und mehr unsere sonstige Zeit miteinander. Klar war dann auch immer Yoga ein großes Thema und wir tauschten unsere Erfahrungen miteinander aus. Bei mir kam immer wieder der Gedanke hoch, eine eigenen Schule ins Leben zu rufen. Aber ich blieb zögerlich und wußte nicht so recht. Doch als dann Sophia ihre erste Yogalehrausbildung beendete und mit dieser schier unbändigen Energie aus Bali zurückkam, war für mich klar: Diese Frau ist so „damn arschkool“, wenn eine eigene Schule dann mit ihr und sonst mit niemandem!
Sophia: Tja und mit all der Energie, den tollen Ideen und Erfahrungen, möchte man zwangsläufig einfach auch sein eigenes Ding machen. Wir wollten einen Ort kreieren, der Ausdruck davon ist, was wir ganz persönlich unter Yoga verstehen. Und dies tun wir mit aller Hingabe nun schon fast ein ganzes Jahr, unsere Schule entwickelt sich sehr zu unserer Zufriedenheit. Wir freuen uns jeden Monat über mehr entspannte Schüler, haben noch jede Menge Ideen um uns, und alle diejenigen die im Monkey Mind Boot sitzen, zu überraschen und herauszufordern. Wir freuen uns auf alles was wir noch auf die Beine stellen werden, und die Leute die uns auf diesem Weg noch begegnen werden.

Wie seid ihr auf den Namen Monkeymind Yoga gekommen und was hat er zu bedeuten?
Sophia: Tja, gute Frage. So ganz genau wissen wir das auch nicht mehr… wir sind einfach eine geraume Zeit mit der Idee einer eigenen Yogaschule herumgerannt, haben Augen und Ohren offen gehalten, stöberten natürlich auch in ganz vielen Yoga- Lehrtexten. Was wir für unsere Schule nicht so gerne wollten, war ein Name in Sankrit, dieser alten, indischen Sprache in der die meisten Texte zum Thema Yoga verfasst sind. Wir wollten den Bezug zu unserem modernen Leben nicht verlieren. Schließlich sind wir ganz normale Großstadtmädchen, die neben dem ganzen Yoga genauso sehr das bunte Leben genießen möchten. Wir fühlen uns weiterhin verwurzelt mit unserer Kultur und Sprache und am liebsten hätten wir auch gern was in Deutsch gehabt, irgendwas cooles, aber „Affengehirn“ klingt irgendwie daneben! Also „Monkeymind“ und mit seinem Inhalt konnten wir uns auch ganz gut identifizieren.Der „Monkeymind“ bezeichnet nämlich unseren unsteten, pausenlos schnatternden, Gedanken und Meinungen produzierenden Geist, der einfach keine Ruhe geben will. Vergleichbar mit einem Affen in einem riesigen Baum, der sich ebenfalls ruhelos von einem Ast zum nächsten schwingt, hin und her, wieder zurück und gleich noch mal von vorn! Um diesem Wahnsinn in uns Einhalt zu gebieten, darf man zu uns kommen und mit uns üben. Wir sind der Überzeugung dass es genau darum geht, nämlich das eine (Yoga) mit dem anderen (Leben im bunten Hamburg) zu verknüpfen und dadurch achtsamer und gelassener durch’s Leben zu gehen. In den Ashram kann ja schließlich jeder fahren und die Ruhe genießen!

Wo /bei wem habt ihr beiden Yoga gelernt bzw wie seid ihr Yogalehrerinnen geworden?
Jette: Angefangen als Schülerin habe ich hier in Hamburg bei Silke Markmann. Dann verschlug es mich vor acht Jahren nach Köln zu meinem ersten Teacher Training bei „Lord Vishnus Couch“. Neben zahlreichen Workshops mit internationalen Lehrern, folgte die zweite Ausbildung in Indien vor zwei Jahren bei Rachel Hull. Eine australische Lehrerin, die ich auf besagten Workshops kennenlernte und die mich nachhaltig beeindruckte.
Sophia: Auch ich habe meine Yogawiege bei Silke Markmann und Annette Hartwig gefunden, viele Jahre war ich dort Schülerin. Mehr und mehr freie Zeit floss in inspirierende Workshops mit Lehrern aus aller Welt, und auch der eine oder andere Faulenz-Strandurlaub musste Platz machen für Yogareisen und Retreats. Der Wunsch sich mal länger als nur eine Woche mit Haut und Haaren, Körper und Geist der Philosophie des Yoga zu widmen war längst da. Ebenfalls bei Rachel Hull konnte ich 2 Monate lang auf Bali ein Teacher Training absolvieren und nebenbei noch einiges über die ayurvedischen Lehren aufschnappen.

Euer schönstes/außergewöhnlichstes Erlebnis im Zusammenhang mit den Schülern?
Jette: Mmmm, da fällt mir gleich etwas passendes ein. Als wir loslegten mit unserem Monkeymind Yoga, wurden wir natürlich noch sehr von unseren Freunden unterstützt. Doch es kam wie es kommen musste und sollte: Unsere erste, echte, zahlende Schülerin schaute vorbei. Sophia sollte unterrichten. Ich war da, ihr Freund Joscha, mein Mitbewohner Jörn und unsere gemeinsame Freundin Claire. Auf einmal stand da diese Frau und wollte eine Probestunde machen. Im nachhinein erzählte mir Sophia wie ihr das Herz in die Hose rutschte, sie so aufgeregt war, dass sie um ein Haar die erste „Kundin“ wieder nach Hause geschickt hätte. Hat sie aber natürlich nicht, sondern sehr souverän eine tolle Yogastunde hingelegt. Ich muss immer noch schmunzeln wenn ich daran denke, denn mir ging es ganz genauso als ich mit dem Unterrichten angefangen habe. Und auch jetzt gibt es immer wieder diese Momente, wo die eine der anderen in die Seite knufft, wir innerlich anfangen zu kichern, da wir selbst kaum glauben können, was da geschehen ist. Wir haben unsere eigene Schule! Das liebe ich einfach….

Welche ist Eure Lieblings-Asana und warum?
Jette: Tja, laut Theorie soll man sich ja von dem Konzept alles in gut/schlecht, angenehm/ unangenehm, mag ich/ mag ich nicht…. einteilen zu wollen, gleich mal verabschieden. Sonst gerät man auch zu leicht in Versuchung beim Yoga nur die Übungen zu üben, die einem Spass machen oder die man besonders gut kann…. aber mal unter uns: Ich find den Kopfstand super und überhaupt nicht leiden mag ich das verdammte Boot, Navasana. So, jetzt ist es raus, und Du?
Sophia: Ganz Recht hat Jette da, daher ja auch das Motto „Raus aus der Komfortzone!“. Aber klaro hat man die eine oder andere Übung die dem eigenen Körper besonders schmeichelt. Ich mag gerne im Schulterstand abhängen, das fühlt sich für mich immer prima an. Der Kopfstand hingegen kann auch gerne mal vergessen werden. So ist das.

Was macht ihr sonst für Euren Ausgleich, wenn ihr nicht gerade auf der Matte zu finden seid?
Jette: Ich habe ja unvorsichtigerweise auf meine alten Tage das Skateboardfahren angefangen, welches wegen der Verletzungsgefahr eher kontraproduktiv ist, allerdings sehr viel Spass macht und dann liebe ich einfach das Meer und versuche dort so viel Zeit wie möglich zu verbringen.
Sophia: Shopping, shopping, shopping…nein Quatsch, manchmal bin ich einfach nur froh dem Wahnsinn im Büro zu entkommen und dann werden Laufschuhe oder Schwimmbrille übergezogen und los geht’s. Ein Ausgleich kann für mich aber auch das Kochen ayurvedischer Gerichte sein, ich liebe es Filme zu gucken und Konzerte zu besuchen, wo man mich dann auch gerne mal in der ersten Reihe findet.

Was sind Eure Tipps für eine ausgeglichenes Leben? Was tut Ihr selber dafür um im Fluss zu bleiben?
Jette: Puh, da kommen einem ja fast automatisch die großen Sprüche in den Sinn, mit denen man so furchtbar altklug klingt… ich würde mal sagen: Trotz der Wünsche, Sehnsüchte und Träume die ein jeder von uns hat- und es ist gut sie zu haben, da sie uns vorantreiben, Motivation für unsere Selbstentwicklung sein können- sollten wir nicht vergessen, was wir für ein fantastisches, beschenktes Leben wir hier führen dürfen. Dieses Leben, das auch voller Widrigkeiten, Schwierigkeiten oder gar Schicksalsschläge steckt, weil das einfach der Lauf der Dinge ist, ist dennoch ein reiches, privilegiertes Leben.
Sophia: Sich von Zeit zu Zeit daran zu erinnern, dankbar sein, aufmerksam bleiben für die schlichten aber guten Dinge unseres Alltags, sich nicht einfangen lassen vom Trott, nicht irritieren lassen von den verbiesterten Gesichtern um einem herum und dennoch authentisch bleiben, wäre unser Rat. Und es klingt noch nicht mal leicht und ist echt ne Herausforderung, aber wir geben uns alle Mühe.

Habt Ihr einen Leitspruch? Ein Mantra?
Jette: Darf ich nochmal Michael Jackson zitieren?
Sophia: Och, na meinetwegen…
Jette: Juchu. Also: „If you want to make this world a better place, take a look at yourself and make the change“ das ist doch super, da steckt alles drin, falls man mich fragt…
Sophia: shopping shopping shopping Haha!

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Redaktion

Die Redaktion Make Yourself Move ist ein Onlinemagazin für Yoga, Meditation, Inspiration, Reisen und all die schönen Dinge im Leben, die uns wieder näher zu uns selbst bringen. Seit 2011 berichten wir über Yoga in allen Varianten, Spiritualität, Astrologie und Ernährung. Ein bunter Mix aus Interviews, Reportagen und Erlebnisberichten, die sich bodenständig, weltoffen und voller Leichtigkeit lesen lassen und auch gerne mal in der Tiefe berühren.

F: mindstyle.magazin W: www.makeyourselfmove.de

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