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Pebelle – Knüpfbatik mit anarchistischem Touch.

Pebelle – Knüpfbatik mit anarchistischem Touch.

Als ich vor einiger Zeit auf Petra´s Label Pebelle stiess, erinnerte ich mich unwillkürlich an mein erstes und einziges Batikevent: es war das christliche Ferienlager im Jahre 1987 und ich verwandelte weisse Baumwollfetzen in mutige Kombinationen aus Lila und Hellblau, die ich dann monatelang stolz um den Hals geschlungen trug. Die Designerin aus Wien hat in diesem Bereich eine ganz eigene Technik entwickelt und macht so aus jedem Teil ein liebelvoll gefertigtes Einzelstück mit absolutem Hinguck-Faktor!

Wie kamst du dazu dein Label Pebelle zu Gründen?
Gefärbt habe ich schon in meiner Jugend, richtig professionell färben habe ich auf der Akademie der bildenden Künste gelernt. In unserem ersten Färbeworkshop wurde alles, was uns in die Finger fiel bearbeitet, sogar Hobelspäne und Federbälle. Unsere Prof. war Textil-Chemikerin und kam eines Tages mit einem Karton voll Strumpfhosen-Rohmaterial einer Firma an. Wir färbten zwei Tage lang nonstop und danach konnte ich nicht mehr aufhören. Die zu dieser Zeit entstandenen Arbeiten habe ich noch unter dem ersten Labelnamen „Kaleidoskop“ vertrieben, das war ca. 2000 und die Zeit war noch nicht reif. Pebelle entstand langfristig, es ist eine Kombination aus meinen zwei Vornamen. Von der Unizeit bis über die Geburt meines Sohnes 2004 hin zur richtigen Gründung 2010 entwickelte ich im Laufe der Jahre durch ständiges Experimentieren und einer furchtlosen, keinen Regeln der Färbekunst gehorchenden Attitude eigene Techniken. Die dadurch entstandenen weltweit einzigartigen Muster machen Pebelle’s Handschrift aus und meine Kunden und Kundinnen wissen das zu schätzen. Wer mir eine Batik-Druck-Legging von H&M zeigt zu mir sagt: „Schau, das sieht wie Pebelle aus.“ (das passiert), der beleidigt mich, auch wenn ich dabei tapfer lächle.

Du bist Designerin, Kostümbildnerin und Redakteurin – wie bekommst du all diese Tätigkeiten unter einen Hut? Reichen dir 24 Stunden am Tag?
Nein, eigentlich nicht. Vor allem wenn man bedenkt, dass ich alleinerziehende Mutter bin. Daher habe ich nach Jahren, in denen ich mich ausgepowert habe auch erkannt, dass ich die Bremse ziehen muss, Stress macht krank. Ich habe mich daher auch nie als klassische Modedesignern zu etablieren versucht. Mir war klar, dass ich keine Chance habe von Fashionweek zu Fashionweek zu fliegen, von Event zu Event zu gehen… das geht mit Kind und ohne familiärer Unterstützung nicht und ihn mitschleifen, dazu hatte ich kein Interesse. Pebelle produziert was sie will, wann sie will, damit ist vielleicht kein Weltruhm zu erreichen, aber es macht frei. Ich arbeite mittlerweile 25Stunden fürs Fernsehen und mache Pebelle. Mein Sohn ist vor allem in mein Label schon voll involviert. Er hat schon von klein auf mitgefärbt, kennt meine Techniken und so manches Teil in meinem Webshop stammt aus seiner Hand. Jetzt wo er zehn wird scherzt er manchmal über den Begriff der „Kinderarbeit“. Ich bin dankbar, eine Tätigkeit auszuüben, die interessant ist und in der ich mein Kind voll involvieren kann. Daher ist mein Zu Hause auch mein Studio.

Pebelle produziert was sie will, wann sie will, damit ist vielleicht kein Weltruhm zu erreichen, aber es macht frei!

Was hat dich zu deiner Kollektion Boathouse inspiriert? Hast du ein Lieblingsstück aus der Kollektion?
Die Fotoserie Boatshouse ist im eiskalte Kärnten entstanden und war ein Variete aus verschiedenen „Kollektionen“ von Pebelle- neben den Bodytights auch meine Schals, meine „Rock’n Dye“ Kollektion für die Fashionweek. Meine aktuelle Arbeit „Paradise me“ spiegelt den Versuch ein Stück Paradis in mir selbst zu entdecken und das obwohl oder weil ich mich momentan sehr in der Stadt eingesperrt fühle. Ich spiele mit den Farben des Regenwaldes und stelle sie fluoriszierenden Nuancen, wie man sie oft bei Fischen findet gegenüber. So gibt es Seidenminiröcke mit neon-limettengrünen Taillengummi, Seiden-Gymnastiktaschen mit knallfarbenen Kordeln und eine limitierte Kollektion an Patchwork-Strumpfhosen. Wir haben in einem wunderbar verlassenen Schrebergarten mit einer analogen Kamera fotografiert. Dies war übrigens das erste Mal, dass ich wirklich versucht habe einen Spannungsbogen durch eine Kollektion zu schaffen.

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Wie ich gelesen habe, hast du regelmäßig neue Projekte, stattest Hollywood Schauspielerinnen aus oder die Serie “True Blood”. Gibt es so was wie ein Lieblingsprojekt oder Eines, was dir in besonderer Erinnerung geblieben ist?
Ich statte nicht regelmäßig Superstars aus, leider aber ich kann doch mit Stolz behaupten, dass bereits Größen wie Whoopi Goldberg oder auch eine Kelly Osbourne Sachen von mir getragen haben. True Blood ist mir natürlich besonders in Erinnerung, weil Audrey, die Ausstatterin und ich guten Kontakt haben und in weniger als 2 Wochen die letzte Saison der Erfolgsserie anläuft und es hoffentlich wieder das ein oder andere Pebelle Teil zu sehen gibt. Vogue UK hat letztes Jahr einen Cardigan von mir an Karen Elson gezeigt. Sie ist nicht nur ein weltberühmtes Model, aber auch die Ex-Frau meines Lieblingsmusikers Jack White (The White Stripes, etc.) und machst selbst begnadete Musik, die ich gerne und oft höre. Das sind Momente des Glücks.

Wen würdest du noch ausstatten wollen?
Ich bin generell ein Musik-Nerd (mir fällt dazu kein deutsches Pendant ein) und beobachte vor allem alles aus den Bereichen, Indie, Rock, Folk usw., liebe es Konzerte von jungen, noch un- oder wenig bekannten Bands zu sehen wo man davor/danach mit den Musikern noch plaudern kann. Bands/Musiker auszustatten ist ein Traum von mir. Allen voran sehe ich derzeit Tame Impala oder Pond, deren Konzert in Wien ich neulich besucht habe. Ich habe immer schon gerne Bands ausgestattet, sei es für die Bühne oder Musikvideos. So gibt es Videos von Kississings/Helsinki, VUM/Los Angeles, Fine Times/Vancouver… oder Bühnenfotos von Fan Death/Vancouver… Ich bin auch ein großer Skateboarding-Fan, Richie Jackson fällt mir da ein, der mit seinem Hippie-Style allen typischen Styles dieser Sportart widerspricht. Ein Skateboard-Video mit ihm in Pebelle-Färbungen. Das wäre genial.

Wo trifft man dich in Wien?
Die meiste Zeit trifft man mich wohl doch in der U-Bahn, dort verbringe ich viel Zeit um zwischen Arbeit, Schule, Homebase hin- und her zu pendeln. An heißen Tagen sind es die Stränden entlang der Alten Donau. Sollte also eine voll beladene Frau mit Schultasche am Rücken, Schwimmzeugs am Gepäckträger, sonstigen Dingen im Korb auf der Lenkstange und einem jungem Mann auf rotem Kinderfahrrad hinter sich vorbeirasen, so sind das sicher wir. An kinderfreien Tagen, die es auch gibt, treibe ich mich dennoch zu gerne am Wiener Naschmarkt herum, shoppe dort am Flohmarkt, besuche die „Näherei Apfel“ um mich mit Apfelprodukten einzudecken oder auch dort zu nähen, lasse mich von dort aus auch gerne treiben… denn die Seitengassen zwischen dem 4. und 7. Bezirk Wiens bieten ständig neue Entdeckungen an Läden und Restaurants bzw. Bars.

Wie sieht ein typischer Tag bei dir aus?
Meine Tage sind sehr unspektakulär. Bei uns ist um 6Uhr Tagwache (derzeit bemühe ich mich um 5.30Uhr um mich in Meditation zu üben, scheitere jedoch noch kläglich), ein gemeinsames, gesundes Frühstück ist ein Muss. Dann der übliche school-run, auf zur Arbeit …. und umgekehrt. Meine freien Nachmittage/Wochenenden widme ich Pebelle, je nach Auftragslage und Projekten, in denen ich mich befinde. Ich muss sagen, dass ich meine Zeit derzeit bewusst auf mein Kind auslege, er ist jetzt 10 und bald werde ich nicht mehr der Mittelpunkt sein, daher genieße ich jede Minute. Genauso bewusst genieße ich meine freie Zeit ohne, dass der Kopf dann wieder frei ist. Meist ist es dann Pebelle, die dann zum Zug kommt.

Welchen Ausgleich hast du zur Arbeit?
Ich treibe Sport, schwimme und radle gerne, mache Yoga und genieße aber auch bewusst Ruhephasen. Das kann auch nur eine 10-Minuten-Fahrt in der U-Bahn sein, ich schließe meine Augen, entspanne meine Schultern, schaue nach innen und atme tief durch. Mein kürzlich getätigtes Bio-Feedback hat gezeigt, dass ich eine Fähigkeit mich zu entspannen habe, die aus dem Bilderbuch sein könnte. Das war nicht immer so, daher bin ich sehr stolz darauf. Work-Life-Balance ist etwas, das ich mir für 2014 groß geschrieben habe.

Wie kamst du dazu, dass du eine Yogahosen Kollektion entworfen hast? Wie würdest du die Stücke beschreiben?
Mit einem großen Freundeskreis aus Yoga-Liebhabern, Yoga-Lehrern und dem eigenen Interesse an funktioneller Kleidung für Bewegungsmomente bzw. einer Liebhaberei zum Sich-Bequem-Fühlen war es naheliegend sich damit auseinanderzusetzen. Meine Arbeit hat mit Polyamiden begonnen, die hochqualitative Faser ist es, aus der sowohl Strumpfwaren als auch Funktionskleidung hergestellt werden, da sie im Gegenzug zu Polyester Schweiß absorbiert. Die Idee war insofern auch auf der Hand liegend als das viele Menschen im Alltag nicht mutig genug sind so derart bunte und auffällige Teile, wie meine Designs sie nun mal sind, zu tragen. Im Sport, am Strand etc. sind sie jedoch weniger abgeneigt, mal Farbe und Musterungen zu probieren. Funktionskleidung von Pebelle ist daher als Einstiegsdroge zu sehen.

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Und da ich nach Petra´s Erzählungen und Fotos wieder auf den Geschmack gekommen bin, habe ich sie um eine Batik Anleitung für eine Yoga-Leggings gebeten. Wer also wie ich nun in Eigenproduktion gehen möchte, der erhält in der folgenden Beschreibung wertvolle Do-it-Yourself Tipps!


Yoga Leggings selbst batiken in sechs Schritten:

1. Nimm eine helle bis weiße Baumwoll-Legging, ein Stück Schnur (keine Kordel, die lockert sich- man kann auch Wolle nehmen, aber vorsicht diese kann sich dehnen im heißen Wasser) und eine Schere, einen Kübel, Wasserkocher und wasserlösliche Textilfarbe für Baumwolle, Haushalts-Handschuhe. Schneide ein Stück Schnur ab, das ca. 2,5 mal so lang ist wie deine Hosenbeine.

2. Binde sie um den Taillengummi und lasse sie restlichen zwei Enden zwischen den Hosenbeinen runterhängen, sodass sie sozusagen ein drittes Bein ergeben. Bereite den Kübel vor und bringe das Wasser zum Kochen.

3. Nun stelle dir vor die Hose und die Schnur sind dein Haar und müssen zu einem Zopf geflochten werden. Flechte so fest du kannst, bis du glaubst, deine Finger brechen (nur dann ist es fest genug). Färben von Musterungen funktioniert nur durch „Reservieren“ des Stoffes, an Stellen, in die die flüssige Farbe nicht eindringen darf. Daher gilt: fest binden und mehrmals nachziehen. Es können ruhig die Finger weh tun, dann ist es richtig gemacht. Am unteren Bein-Ende angelangt fest abbinden.

4. Voila, nun löse die Farbe im Kübel auf und wirf die Legging ein. Mit einem Holzstab drückst du sie unter Wasser bis keine Blasen aufsteigen und sie „ertränkt“ ist.

5. Lass sie eine Stunde darin liegen, nur so kannst du sicher sein, dass die Baumwolle die Farbe vollständig aufgenommen hat. Baumwolle färbt sich nicht allzu gerne. Die Faustregel: je länger desto lang anhaltender die Färbung, je heißer, desto dünkler und farbintensiver das Ergebnis.

6. Gut auswringen (mit Handschuhen), mit kaltem Wasser ausspülen, bis keine Farbe mehr abgeht, dann aufmachen, in der Waschmaschine durchwaschen.

Eigene Yogaklamotten kann man sich von Petra auch jederzeit “pebellesisieren” lassen! Ich weiss nicht, wie es euch ergeht, aber ich habe Lust auf mehr bekommen und werde mir fluchs mein eigenes Lieblingsstück zaubern. Ergebnisse folgen!

Fotocredits:
Paradise me: Photographie: Michèle Pauty/Model: Paola, tempo modelmanagement/Hair&Make-up: Katharina Lenz
Bodytights: Photographie: Michèle Pauty

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Redaktion

Die Redaktion Make Yourself Move ist ein Onlinemagazin für Yoga, Meditation, Inspiration, Reisen und all die schönen Dinge im Leben, die uns wieder näher zu uns selbst bringen. Seit 2011 berichten wir über Yoga in allen Varianten, Spiritualität, Astrologie und Ernährung. Ein bunter Mix aus Interviews, Reportagen und Erlebnisberichten, die sich bodenständig, weltoffen und voller Leichtigkeit lesen lassen und auch gerne mal in der Tiefe berühren.

F: mindstyle.magazin W: www.makeyourselfmove.de

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