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Bikram Yoga die Erste.

Bikram Yoga die Erste.

It´s getting hot in here, so take off all your clothes. Als Nelly diese Zeilen einst so lieblich vor sich hinträllerte hat er wahrscheinlich nicht an Bikram Yoga gedacht, sondern an jede Menge heißer Ghetto Uschis, die in der Hitze der Nacht nicht nur mit Boobs und Bootys wackeln, sondern sich auch noch zur Krönung nackich machen. Und anstatt zur Ghetto Uschi zu mutieren, bin ich endlich mal beim Bikram Yoga gelandet: Es war heiß, ich habe Boobs und Booty bewegt und war zumindestens halb nackt, das wars dann aber auch mit den Überschneidungspunkten von Nelly und mir. Aber jetzt erstmal ein paar Fakten zum Thema:

Bikram Yoga ist eine Hatha-Yoga-Methode und wurde von dem indischen Yogameister Bikram Choudhury, Schüler von Bishnu Gosh entwickelt. Hierbei handelt es sich um eine markengeschützte Serie von Yoga-Übungen, die in einem heißen Raum praktiziert werden (bei ca. 35-40 Grad Celsius). Allgemein ist es als Hot Yoga bekannt und ist mit mittlerweile über 600 Schulen weltweit eine recht populäre Yogaart. Es werden 26 Körperübungen (Asanas) und 2 Atemübungen (Pranayama) praktiziert. Der heiße Raum soll eine sichere Muskel- und Sehnenarbeit möglich machen und das Schwitzen soll den Körper entgiften. Pro Übungsstunde (90 Minuten) werden ca. 680 Kalorien verbrannt.

Das Starter-Angebot von Bikram Yoga Altona, wo man 10 Tage für 10 Euro üben kann, ist ideal. Der nicht vorhandene Sommer noch idealer, dachte ich und fand mich an einem verregneten Nachmittag letzter Woche im Studio ein. Da ich ja schon etliche Jahre Yoga praktiziere fühle ich mich sicher und ganz weit vorne, bis die Lehrerin mich begrüßt und gleich den ersten guten Ratschlag auf den Weg mitgibt: „Du verlässt während der Stunde unter keinen Umständen den Raum! Irgendwann wird dich ein Fluchtreflex überkommen, aber dem gibst du einfach nicht nach!“

Toller Start – meine Smoothness von sonst ist dahin. Das ist aber auch der letzte Gedanken, den ich fassen kann, denn als ich den Raum betrete, begrüßt mich schon gleich die erste Hitzewelle, die meine Gedanken und den Atem gleichermaßen lähmt. 60 Minuten Aufwärmen in sämtlichen Steh,- und Balanceübungen gefolgt von 30 Minuten Cooldown bzw. Übungen im Sitzen und Liegen sind hier an der Tagesordnung. Während der ersten drei Übungen darf nicht getrunken werden, danach nur dazwischen. Und dann merke ich, wie das Gewohnheitstier schon in den ersten Minuten anfängt zu murren: In einem verspiegelten Raum, ohne Musik und mit einer Lehrerin, die mit Headset auf einer Box steht, das mag das Tierchen nicht und heiß ist es auch noch. Nach den ersten zwei Asanas weiß ich, was mit Fluchtgedanke gemeint ist, mir ist auf einmal alles zu viel: Die Hitze, um die ständig meine Gedanken kreisen, nicht atmen zu können und Schweiß, der mir in Augen, Ohren und Mund läuft , dabei noch in fast unmögliche Positionen verrenken – kurz gesagt mentale und körperliche Überforderung an allen Fronten. Ich schaffe es zwar einigermaßen alle Übungen hinter mich zu bringen, mein Kreislauf ist aber mittlerweile gefühlt non-existent. Als es endlich Zeit für den Cooldown und Liegepositionen ist, die 10-30 Sekunden gehalten werden, hört sich das wahlweise nach Turnübungen aus dem Kindergarten oder Seniorengymnastik an, aber da vertut man sich ganz schön. Denn wenn man mitten im Geschehen ist, gleicht das kräftemäßig der Erklimmung des Mount Everest und 10 Sekunden kommen einem schonmal locker wie eine Viertelstunde vor.

Als das Ganze nach 90 Minuten vorbei ist, bin ich fix und alle und zu nichts fähig: Zum Sitzen, Denken, Atmen, Fühlen. Was jedoch Fakt ist: Nach dem Runterkommen und Duschen fühlt man sich dann wie neu, sowie durch das ganze Schwitzen entgiftet und auch sonst rein wie ein Baby mit Riesenhunger auf etwas Gesundes. Frischer Salat mit einem klaren, perlenden Mineralwasser. Das war übrigens mein Kopfkino auf der ganzen Heimfahrt – es sind halt die kleinen Dinge im Leben, an denen man wieder Freude bekommt nach solchen Herausforderungen!

Die Lehrerin empfiehlt uns übrigens gleich am nächsten Tag wiederzukommen: Die erste Stunde sei die schlimmste, danach ginge es nur noch bergauf. Ein schlauer Abschiedssatz musste auch noch sein: „Und wenn ihr heute Nacht um halb eins wach werdet und im Energiewahn die Küche putzt, dann ist das auch normal!“ Da ich sonst auch nur ungerne putze, eher unwahrscheinlich bei mir. Aber alles in allem vielleicht doch nicht so schlecht, ich werde es die Tage gleich wieder versuchen. Vielleicht kann ich sogar mein Gewohnheitstier davon überzeugen nochmal mitzukommen?

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Redaktion

Die Redaktion Make Yourself Move ist ein Onlinemagazin für Yoga, Meditation, Inspiration, Reisen und all die schönen Dinge im Leben, die uns wieder näher zu uns selbst bringen. Seit 2011 berichten wir über Yoga in allen Varianten, Spiritualität, Astrologie und Ernährung. Ein bunter Mix aus Interviews, Reportagen und Erlebnisberichten, die sich bodenständig, weltoffen und voller Leichtigkeit lesen lassen und auch gerne mal in der Tiefe berühren.

F: mindstyle.magazin W: www.makeyourselfmove.de

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