Jahrzehntelang prägten eintönige Plackereien das Bild der Fitnessstudios. Alle stemmten Gewichte, trimmten jeden Muskel auf Kontraktion und fragten sich dabei insgeheim, warum Training eigentlich so langweilig sein muss. Ohne Zweifel, das zeitaufwendige Strecken und Beugen einzelner Muskeln an Maschinen bringt Kraft. Ganzheitlich fit macht es aber nicht unbedingt. Damit ist jetzt Schluss: Seit mehreren Jahren gewinnt das sogenannte Functional Training immer mehr an Bedeutung – und sorgt für ein Umdenken beim Kraft-Workout. Das Training verzichtet auf Maschinen und isolierte Bewegungen, es macht den Körper zum effektiven Trainingsgerät. Mehr dazu hat mir Personal Trainerin Nina Romm im Interview verraten.
Was genau ist das Besondere an funktioneller Fitness und was unterscheidet sie von der traditionellen Herangehensweise?
Die Frage für mich ist eher – was sieht man als die traditionelle Herangehensweise?
Die Fitnessindustrie wurde in den vergangenen Jahrzenten stark durch die Entwicklung von Kraft- und Ausdauermaschinen geprägt. Traditionelle Bewegungskonzepte wie Yoga, oder Therapeuten wie Osteopathen haben immer ganzheitlich gedacht und den Körper nicht in Teile wie Brust, Bizeps und Schultern unterteilt. Funktionelle Fitness sollte daher alle Elemente von ganzheitlicher Bewegung mitbringen. Zwei Füße auf der Erde, gegen die Schwerkraft und dreidimensional im Raum.
Wieso ist funktionelle Fitness gerade in aller Munde und überzeugt so sehr?
Der Körper wird so trainiert, wie er von der Natur entworfen wurde. Wenn das Trainingskonzept wirklich ganzheitlich ist, werden durch unseren sitzenden Lifestyle entstandene Defizite ausgeglichen. Warum es überzeugt? Man fühlt sich einfach besser!
Wie sieht dein persönliches Training aus?
Mein eigener Trainingsplan ist sehr durch meine Arbeitswoche geprägt. Da ich dienstags und mittwochs nach wie vor in meiner eigenen Tanzschule unterrichte, stehen an diesen Tagen für mich auch die Tanzworkouts im klassischen Jazz-Dance auf dem Plan. Montag und Freitag sind für mich die Tage, an denen ich ein funktionelles Training absolviere. Ich trainiere mit Powerbands und kombiniere diese mit klassischen Trainingsgewichten wie Kurzhanteln, Kabelzügen oder Kettlebells.
Für wen ist funktionelles Training geeignet?
Für jeden. Es schadet allerdings nicht, in regelmäßigen Abständen mit einem guten Trainer zusammen zu arbeiten. Das mache ich auch selber nicht anders!
Widerstandsbänder, Sling Training, Kettlebells – die Möglichkeiten sind mittlerweile genauso vielseitig wie unübersichtlich geworden. Wie finde ich das richtige Training für mich?
Mit jedem der genannten Tools kann man ein tolles, ganzheitliches Training absolvieren. Allerdings bringt die Vielseitigkeit ein Problem mit sich: man erkennt den Wald vor lauter Bäumen nicht. Das war für uns die Hauptmotivation, eine Plattform wie letsbands ins Leben zu rufen. Dort stehen folgende Inhalte im Vordergrund: wie kann ich trainieren, um muskuläre Ungleichgewichte los zu werden. Aber es gibt auch klassische HIIT Einheiten, mit deren Hilfe man das Körperfett schmelzen lassen kann!
Vielen Dank Nina! Und weil es so schön war, verrate ich euch nun meine drei letsbands Lieblingsübungen. Zehn Minuten pro Tag mit dem kleinsten Gym der Welt und ihr seid fit!
powerbands PULL
ZIEL: Kräftigung der Nacken und Schultermuskulatur
MÄNNER: 9-12 Wdh., langsames Bewegungstempo (2 Sek. nach oben, 3 Sek. nach unten zurück)
FRAUEN: 10-20+ Wdh., schnelles Bewegungstempo (1 Sek. nach oben, 1 Sek. nach unten zurück)
Startposition:Gestartet wird im schulterweiten Stand mit beiden Füßen auf einem powerband MAX. Das Band vor dem Körper greifen, so dass beide Handflächen zum Körper zeigen. Bauch und Gesäß fest anspannen.
Ausführung: Beide Ellenbogen in Richtung Decke heben und das Band so weit wie möglich in Richtung Kinn ziehen. Dann die Arme langsam und kontrolliert wieder nach unten führen.
Coaching Keys: Die Spannung in Bauch und Gesäßmuskulatur halten. Die Ellenbogen zeigen in Richtung Decke.
powerbands FLY
ZIEL: Kräftigung und Straffung der Brustmuskulatur und Arme
MÄNNER: 9-12 Wdh., langsames Bewegungstempo (2 Sek. vor, 3 Sek. zurück)
FRAUEN: 10-20+ Wdh., schnelles Bewegungstempo (1 Sek. vor, 1 Sek. zurück)
Startposition: Gestartet wird in einem schulterweiten Stand und das powerband MAX wird an den Enden mit beiden Händen gegriffen. Bauch und Gesäß anspannen und beide Arme zur Seite ausstrecken.
Ausführung: Beide Arme werden gestreckt vor der Brust zusammengeführt. Kontrolliert wieder in die Ausgangsposition zurückkehren.
Coaching Keys: Die Spannung in Bauch und Gesäß wird gehalten.
powerbands PLANK
ZIEL: Aktivierung und Kräftigung der Rumpfmuskulatur
MÄNNER: 8-15+ Wdh., mittleres Bewegungstempo (1 Sek. aus-, 2 Sek. einwärts)
FRAUEN: 6-15+ Wdh., mittleres Bewegungstempo (1 Sek. aus-, 2 Sek. einwärts)
Startposition: Gestartet wird im Vierfüßlerstand auf den Knien und den Ellenbogen, mit einem powerband MINI um beide Hände gelegt. Beide Beine nach hinten ausstrecken und Bauch- und Gesäßmuskulatur anspannen. Die Brust wird herausgestreckt, so dass der Körper von den Ohren bis zu den Fersen eine Linie bildet.
Ausführung: Mit kleinen Bewegungen werden die Unterarme nach außen gedreht. Die Daumen zeigen dabei nach außen und die Spannung im gesamten Körper wird gehalten.
Coaching Keys: Den Körper so “lang” wie möglich machen.
Fotocredits: Sabrina Rynas
Toller, inspirierender Artikel, ich werde die Übungen heute ausprobieren…
Unbedingt!