EINS – einatmen…ausatmen ZWEI – einatmen…ausatmen – …DREI tiefer, rauschender Ujjayi Breath. Noch zwei Atemzüge mehr und raus aus der Asana. Beine kreuzen, die Hände fest in den Boden stemmen, Füße unter dem Körper durchwurschteln und Sprung zurück in lower push up – ins Chaturanga. Heraufschauender Hund, herabschauender Hund, Blick nach vorne, tief einatmen, Sprung nach vorne in den Sitz – bestenfalls ohne mit den Füßen den Boden zu berühren, Beine ausstrecken. Und rein in die nächste Asana, fünf tiefe Atemzüge. “Make your breath louder than your thoughts” hat Lisa Ogletree unsere Ashtanga Lehrerin auf Koh Phangan im “Yoga Retreat” immer zu uns gesagt. Und genau das versuche ich. Rauschender Atem und hoch konzentriert darauf, meine Bandhas – meine Mittelkörperspannung – zu halten. Der gesamte untere und mittlere Oberkörper ist aktiviert, so dass ich weitestgehend nur in den Brustkorb atmen kann. Das hilft mir, im Chaturanga nicht durchzuhängen, das hilft mir von der Hüfte nach vorne zu beugen und mich nicht mit Rundrücken nach vorne zu legen und es hilft mir, mich zu fokussieren. Meine Gedanken nicht zu Perky Beans schweifen zu lassen – dem Laden mit dem wohl besten Coffee in ganz Nepal und über seine Grenzen hinaus. Aber nein, ich konzentriere mich auf meine Bandhas auf meinen Atem, meinen mittleren und unteren Oberkörper. Ich konzentriere mich, bin fokussiert, schaue nach vorne, ich springe, kämpfe mich durch meine Arme mit den Beinen nach vorne in den Sitz und… könnte kotzen. Keine Ahnung, was heute los ist, aber ich fühle mich schwer. Nicht so, als hätte ich 10 Kilo mehr auf den Rippen. Ich fühle mich eher wie in einer Blase aus Druck, von oben nach unten von links nach rechts. Ich kämpfe und strampele. Nein anders, ich kämpfe mich durch die Asanas und mein Geist, der strampelt, aber so richtig. Am liebsten würde ich abbrechen, einfach gehen. Weg von der Matte und weg von diesem Schlachtfeld. Schnell zu Perky Beans, mit Cappuccino und Zimtschnecke. Aber auch das ist indiskutabel. Würde am Ende wahrscheinlich für richtig dunkle Stimmung sorgen. Also mache ich weiter…bis ich auf dem Rücken liege und zu Urdhva Dhanurasana – der Brücke – ansetze. Hände neben die Ohren, fester Druck mit den Füßen in den Boden und…der Druck fokussiert sich nun auf meine Brust und am liebsten würde ich heulen…ich reiße mich zusammen. Ich muss doch zumindest noch die Sequenz beenden. “Halbe Sachen gibts nicht”, schreie ich das an, was da raus will…und erlaube diesem etwas erst in Savasana – der Endentspannung – an die Oberfläche zu treten. Es dauert eine ganze Weile, bis ich mich bereit fühle, die Augen zu öffnen und aus meinem Space heraus in die Wirklichkeit zu treten. Ich fühle mich ein bisschen benommen, aber auch fasziniert mit dem Wissen, dass sich da UNBEWUSSTES mit aller Macht an die Oberfläche gekämpft hat. Und allein deshalb, weil ich mich auf der Matte, während meiner Yogapractice nur darauf konzentriert habe, im Moment zu sein, bei mir zu bleiben mit dem Atem und dem Geist. War ein guter Kampf also – der Druck auf meiner Brust löst sich, trotzdem, ich bin erschöpft…Miluse, die neben mir auf der Matte geschwitzt hat, nimmt mich an diesem Morgen freudestrahlend in den Arm und sagt: “This I call a yoga practice!!”
Faszination Yoga – es macht etwas mit mir. Es macht mich manchmal wütend, manchmal für einen Moment lang traurig, es macht mich in den häufigsten Fällen HIMMELHOCHJAUCHZEND GLÜCKLICH und vor allem hilft es mir, BEWUSST zu SEIN. Und egal wie der Prozess aussah, den ich da auf der Matte durchlebt habe – danach fühle ich mich immer leichter.
Hast Du in letzter Zeit bewusst darüber nachgedacht, warum es dich mehrmals die Woche auf die Matte zieht? Was macht für dich aktuell Yoga aus und wie würdest du die Frage beantworten würdest: “Was ist dein Yoga?” …vielleicht hast Du ja Lust, deine Antwort mit mir zu teilen via Facebook oder per Mal (stefanie.sarges@gmail.com). Ich freue mich!
Bild-und Textquelle: Steffi Sarges
Yoga ist einfach so wunderbar!
Krankheitsbedingt war ich jetzt schon eine Woche nicht mehr auf der Matte – da kommt man dan wirklich drauf, wie sehr einem doch die Praxis fehlt…
Alles Liebe,
Ju
Du sagst es! Da kann selbst eine Woche zur Ewigkeit werden : )