/ DIARY /

…sich selbst vertrauen.

Es ist gerade ganz still um mich herum. Das tut gut…sehr gut. Innerlich entspannt sich etwas. Ich bin, um ehrlich zu sein, auch ziemlich müde. Könnte wo ich gehe und stehe einfach einschlafen. Ich fühle mich ein bisschen wie ein Wasserglas mit Sand, das man aufgewirbelt hat und mit den langsamer werdenden Bewegungen des Wassers, stetig Ruhe einkehrt und der Sand sich neu ordnet. Ruhe, die mich plötzlich fühlen lässt, dass ich die letzten zwei Monate doch ziemlich unter Strom stand und mich Kraft gekostet haben. Manchmal ertappe ich mich auch dabei, wie ich ungläubig den Kopf schüttele. Habe ich tatsächlich die letzten Monate zwei Teachertrainings unterrichtet? Das ist doch völlig verrückt. Ein Gefühl, das mir nicht fremd ist. Völlig verrückt fand ich die Vorstellung auch Anfang Januar, als die ersten Students eintrafen und mir schlagartig klar wurde, was ich hier so frisch-fröhlich-frei zugesagt hatte. Das ist doch total verrückt, ICH bin doch total verrückt das einfach zuzusagen. Ich schaff´ das nicht. Ich kann das nicht. Ich will das nicht…und jetzt plötzlich ist es vorbei. Ich habe es geschafft und das “Ich kann das nicht” wandelte sich mittendrin plötzlich in ein “huch, ich kann es ja doch” und “Ich will das nicht” in ein Gefühl der Dankbarkeit, meine Auffassung von Yoga mit Menschen teilen zu können. Mit Students, die mir von Anfang an großes Vertrauen entgegen brachten und sich öffneten, für das, was ich zu teilen hatte. Und mittlerweile auch für die Students, denen es etwas schwerer viel, auf der Matte, im Shala und in der Yogapraxis anzukommen. Die spürten, was Yoga kann, jedoch versuchten, sich mit aller Macht dagegen zu stemmen und sich verschlossen und den Exchange von Energie im Shala zunächst nicht erlaubten. Das hat mich teilweise stark an meine Grenzen gebracht. Dann stehst du da, als Yogalehrer und gibst. Du versuchst zu teilen und eine Verbindung aufzubauen. Ein Ding der Unmöglichkeit, wenn du das Gefühlhast, gegen eine Wand zu rennen…immer und immer wieder…Stelle dir vor, du unterrichtest Yoga und deine Worte kommen nicht an und jeder macht gefühlt sein eigenes Ding…

Und dann fragst du dich, was hier falsch läuft. Stellst dich in Frage und gehst auf die Suche nach der berauschenden Yogaenergie, die du noch ein paar Tage zuvor mit anderen Students so klar und deutlich gespürt hast. Gehst nochmal tiefer, in dich und das, was da jeden Tag (nicht) im Shala passiert. Und irgendwann habe ich angefangen zu verstehen. Zu verstehen, dass ich nicht mehr tun kann, als anzubieten. Dass da ein Punkt ist, an dem ich als Yogalehrer loslassen muss, da Yoga nicht durch mich passiert, sondern in jedem Einzelnen von uns – mit einer Entscheidung. Sie mag unbewusst oder auch bewusst geschehen. Aber sie muss passieren. Es ist lange nicht damit getan, sich nur auf der Matte zu bewegen. Wir müssen Bewegung, Atem und Intention verbinden und uns selbst erlauben, tiefer in unseren Körper einzusteigen, um letztendlich in unserem Geist anzukommen. Und was wir hier finden, ist nicht immer einfach und manchmal absolut kein Spaziergang, uns dem zu stellen. Ein Prozess, den nicht ich, sondern jeder Student für sich einleiten muss…das habe ich irgendwann akzeptiert. Und tatsächlich durfte ich mit der Zeit Veränderung beobachten. Veränderungen in den Gesichtern, in der Praxis auf der Matte. In der Art und Weise wie man miteinander umging, Wortwahl, Ausstrahlung, Energie jedes einzelnen. Yoga ging seinen Weg und fing an zu wirken. Nicht nur in den Students, auch in mir..

Mit “ich kann das nicht” bin ich in das erste Teachertraining im Januar gestartet. Mit “ich kann mir vertrauen” durfte ich mich zwei Monate später von den Students und von Goa verabschieden. Mein Job ist getan. Ich bin durch alle Höhen und Tiefen gewandert, die ein Teachertraining wohl zu bieten hat, wenn man auf der anderen Seite steht…und durfte einmal mehr beobachten, dass Yoga nicht passiert, wenn wir darum kämpfen, sondern genau in dem Moment, in dem wir loslassen. Denn alles, was wir brauchen ist Vertrauen – vor allem in uns selbst..

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Steffi Sarges

PR Beraterin & Yogalehrerin Ihr Lebensmotto “Don´t forget to play” kam bei all der Arbeit in den letzten Jahren etwas zu kurz. Darum hat sich Stefanie für 2014 dazu entschieden, wieder mit dem "Spielen" zu beginnen, tief durchzuatmen und das Jahr ihrer größten Leidenschaft zu widmen - dem Yoga. Während ihrer Reise durch Indien wird sie eine zweite Ausbildung machen, um sich danach vom roten Yogafaden leiten zu lassen - durch das Land und zu sich selbst. Von ihren Erfahrungen wird sie hier regelmäßig berichten.

F: Stefanie.Sarges W: instagram.com/stevexs

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