/ DIARY /

Queen of YinYoga.

Es war einmal der mächtige balinesische König Sri Arya Mur Makules, der sein Königreich verließ, um im Tempel um Weisheit und Frieden für sein Land zu beten. In seiner Abwesenheit legte er seinem Sohn die Verantwortung über sein Königreich und den Palast mit dem mächtigen Banyan Tree in die Hände und trug ihm mit Nachdruck auf, besonders gut über den Baum zu wachen. Der Sohn aber hörte nicht auf seinen Vater und veranlasste aus “Jux und Dollerei”, den Baum zu fällen – nicht wissend, dass der Baum die Wirbelsäule, das existenzielle Rückrat des Palastes und des Königreiches darstellte. Just in dem Moment, als der mächtige Baum den Boden berührt hatte, befiel den Sohn eine unheilbare geistige Krankheit. Niemand wusste dem Prinzen und seinem verzweifelten Vater zu helfen, bis ein Heiler die Vision eines Ortes am Fuße des Mt Batukaru – Balis zweithöchstem Berg – inmitten von Teak Bäumen hatte. Nur wenn der König hier einen Tempel erbaute, würde sein Sohn wieder gesunden. Nach einiger Suchanstrengung ward der Platz gefunden und der Tempel gebaut. Der Sohn erlangte seine geistigen Kräfte zurück und wenn sie nicht gestorben sind, leben sie noch heute.

…sie sind gestorben, offensichtlich. Auch der Tempel ist bis auf ein paar Gesteinsbrocken fast vollkommen in sich zusammengefallen und in den Weiten der Reisfelder untergegangen. Doch ähnlich dem König Sri Arya Mur Makules vor 500 Jahren, hatte die Gründerin des Bali Silentretreats – so erzählte sie uns erst heute Abend – die Vision (oder milder ausgedrückt, die Mission), genau an dieser Stelle ein Retreat hochzuziehen und einen Ort zu schaffen, der Menschen aus aller Welt dazu einlädt, zu meditieren, Yoga zu praktizieren und wieder zu sich zu kommen. In Zusammenarbeit mit der ansässigen Familie, der das Grundstück gehört, wurde das Silentretreat gebaut und tadaaa, das ist es nun…und ich mittendrin. Das Retreat liegt ca. 1.5 Stunden mit dem Scooter von Ubud – dem kulturellen Zentrum Balis – entfernt, wo ich meine ersten drei Tage auf Bali verbracht und mich von dem Kulturschock erholt habe, den ich nach drei Monaten Indien erstmal verkraften musste. Warmes Wasser kommt dort raus, wo es drauf steht, vergleichsweise Highspeed Internet an jeder Ecke, kein Hupen, keine Kühe und keine Kuhsch… auf den Straßen. Richtige Supermärkte, in die man reingehen kann und diese im Vergleich fast schon geisterhafte Stille. Balinesen mit dem wohl schönsten Lächeln, dass ich je gesehen habe und in Ubud zumindest ziemlich aufgehübschte, extrem stylische Yogis – Alter Schwede, das musste ich erstmal verdauen…

Und die Reise durch Alice Wunderland ging auch gleich weiter, als ich vergangene Woche hochkonzentriert auf meinem Scooter hinter meinem neuen Kollegen L. herdüste – quer übers Land, an tropischem Jungle und balinesichen Ortschaften vorbei, über Brücken und Flüsse. Wer meine Autofahrkünste kennt, weiß, Autofahren gehört nicht gerade zu meinen Stärken und so leider auch das Scooterfahren. Wäre ich also nicht so angestrengt gewesen, am Ende auf eine Dirtroad weniger elegant fast im Stehen umgefallen und die Straße leicht entlanggeslided, wäre das sicherlich auch eine ganz wunderbare Fahrt gewesen. Aber so saß ich wohl ziemlich uncool-verkrampft auf meinem weißen Bock und machte 10 Kreuze, als wir endlich im Retreat ankamen – eine Oase der Stille und der wohl besten Küche Balis. Selten so gut gegessen – clean, vegetarisch, immer frisch aus dem Garten und variantenreich. Besser geht nicht! Was die Stille betrifft, wird es dann allerdings schon ein bisschen komplizierter. Denn, auch wenn ich mit L. und einer zweiten Yogalehrerin aus England etwas außerhalb in der “Volunteer-WG” wohne und dort sprechen, Musikhören und Schreien darf, so ist auf dem Retreatgelände lautes Sprechen und auch Musik untersagt. Meditation geht hier mit Yoga Hand in Hand und es finden sich Gäste ein, die Stille und Ruhe suchen und teilweise das erste Mal Yoga praktizieren…und dann komme ich, meine Playlist im Gepäck, hochmotiviert, die Gäste runter von der Lesecouch, weg vom Buffet, rein in einen wunderbar energetisierenden und bestimmt auch anstrengenden Flow zu holen. Nöööööp: das war wohl nichts. Musik steht definitiv nicht auf dem Programm und angesichts der Hitze und der Vorkenntnisse der meisten Gäste, muss ich hier meine Stunden anpassen…die für mich wohl beste, aber auch härteste Schule. Während meines ersten Teachertrainings mit Soul and Yoga habe ich erstmals Kontakt mit YinYoga gemacht. Nach den ersten zwei Asanas bin ich in Tränen ausgebrochen und dachte, ich müsse sterben, weil ich mich nicht bewegen, nichts machen durfte. Kein Pushen, kein aktives Stretchen, kein aktives Halten. Drop your DOaship and just be…ich fühlte mich wie gefangen in meinem Körper – nein, in meinem Kopf – und hatte das dringende Gefühl, wegzurennen. Auch wenn ich mal so kühn behaupte, ich hätte mich seitdem extrem weiterentwickelt, so fällt es mir trotzdem noch immer schwer, ruhige Klassen zu genießen und im Umkehrschluss ruhige Klassen zu geben. Kein Wunder, habe ich mir als weitere Ausbildung Ashtanga und nicht Yin ausgesucht…Und da steh’ich nun also jeden Tag und bereite meine Klassen vor, als hätte ich noch nie zuvor unterrichtet. Nicht die Sprache stellt die größte Barriere dar, sondern mein “Restless Mind” – wer hätte das gedacht. Und zu allem Überfluss gehört hier ebenso zu meinen Aufgaben, jeden zweiten Morgen eine Stunde “Meditation” anzuleiten. Manchmal muss ich lachen, denn das Schicksal ist einfach ein ausgefuchstes Schlitzohr und serviert dir am Ende dann doch genau das, was du brauchst. Und was hatte ich mich in den letzten drei Monaten meiner Reise trotz Tushita-Kursen, Teachertraining usw. davor gedrückt, eine eigene Meditationsroutine zu finden. Was habe ich mich noch ausgepowert, bevor ich zu der Yin Yoga Klasse unseres Freundes M. gegangen bin, die er jeden Sonntag für uns in Dharamsala angeboten hat. Und nun ist es an mir, diese Klassen zu leiten. Und wer unterrichten und leiten will, muss auch fühlen. Kein Entrinnen, kein Sträuben, kein Weglaufen. Keine leichte Aufgabe, aber auch keine unlösbare. Das habe ich in der letzten Woche schon gemerkt. Und ich sach Euch, am Ende werde ich noch “Queen of Yin Yoga”….you never know:-)

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Steffi Sarges

PR Beraterin & Yogalehrerin Ihr Lebensmotto “Don´t forget to play” kam bei all der Arbeit in den letzten Jahren etwas zu kurz. Darum hat sich Stefanie für 2014 dazu entschieden, wieder mit dem "Spielen" zu beginnen, tief durchzuatmen und das Jahr ihrer größten Leidenschaft zu widmen - dem Yoga. Während ihrer Reise durch Indien wird sie eine zweite Ausbildung machen, um sich danach vom roten Yogafaden leiten zu lassen - durch das Land und zu sich selbst. Von ihren Erfahrungen wird sie hier regelmäßig berichten.

F: Stefanie.Sarges W: instagram.com/stevexs

2 Kommentare auf “Queen of YinYoga.
  1. Sabine sagt:

    Liebe Steffi,
    ich sitze gerade in Kuala Lumpur am Flughafen auf meinem Weg nach Bali und ins Silent Retreat. Das hört sich großartig an. Ich freu mich sehr!

  2. Stefanie sagt:

    Sabine, das ist ja großartig und was für ein toller Zufall – ich freue mich auch sehr!! Safe trip und bis ganz bald:-)

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