/ DIARY /

Feuertaufe.

Autsch – vom bunten Holi-Treiben wieder in die Wirklichkeit. Das hat sich am Dienstag alles andere als angenehm angefühlt. Hatten wir tags zuvor noch strahlend blauen Himmel, Sonnenschein und 30 Grad, bewarfen uns mit buntem Puder und stürzten uns in den Ganges, so mussten wir uns diesen Morgen um kurz vor sechs durch ein kleines Gewitter mit Donner, Blitz und Sturm zum Big Shala durchkämpfen. Als ob uns das Wetter gleich beim Aufwachen klar machen wollte, dass in der dritten Woche unseres TTCs umso mehr Po zusammenkneifen und Konzentration angesagt ist.

Und, dass das bitter nötig ist, wurde mir dann auch spätestens klar, als die Mysore Klasse begann und ich mich daran versuchte, meine frisch antrainierte “Adjustement – Kompetenz” am lebenden, sich im Ashtanga Flow bewegenden Objekt auszutesten. Meine Stoßgebete, dass ich am ersten Tag nach Cleansing und Holi mit Adjustments verschont bleiben würde und ganz in Ruhe meine 1.5 Stunden Ashatanga Sequenz nachgehen könnte, wurden also nicht erhört. Und natürlich ist das dann auch nochmal eine ganz andere Situation, als wenn man eine Asana nach der anderen mit den Leuten aus dem Kurs mit Bedenkzeit und ganz ohne Zeitdruck durchspielt. Im Big Shala heißt es innerhalb von kürzester Zeit, den Körper und die Asana zu scannen, die Problemzone zu erkennen und die dafür entsprechende Korrektur anzuwenden. Das funktioniert am Anfang häufig NICHT…leider und bleibt von Kamal mit Sicherheit nicht unkommentiert. Umso schöner, wenn es doch mal funktioniert, man sich vielleicht sogar an einen großen, starken TTC-Kollegen und nicht nur an den leichten, flexiblen Students herangetraut und ihn mit dem gesamten Körpergewicht in die richtige Position gestemmt hat. Fühlt sich ein bisschen an wie Feuer machen:-) Aber, mir ist dabei auch einmal mehr klar geworden, dass ich hier mit Körpern, Muskeln, Knochen, Gelenken, Egos und auch Ängsten arbeite. Da kann man nicht so einfach rein springen, hier gehört eine Menge Feingefühl dazu und noch mehr Üben, Üben, Üben. Kamals Leitspruch “Practice makes man perfect”, bekommt da dann doch nochmal eine ganz andere Bedeutung.

Und Gelegenheit zum Üben bekam ich dann auch gleich schon tags drauf. Ansage: Mysore Class am nächsten Morgen mit Ashtanga Mantra und dem ersten Sonnengruß eröffnen und die 60 Minuten Beginner Class im “small Shala” direkt am Ganges unterrichten – Dankeeee, für den Tritt in den Hintern und Dankeeee für das vergangene Jahr, in dem ich schon Klassen in Hamburg unterrichten durfte. Wäre das die erste Klasse meines Lebens, ich wäre wohl vor Aufregung gestorben. Was mich am meisten nervös gemacht hat, war eigentlich die Sprachbarriere als nicht “nativ speaker”. Anfängern zu erklären, wie sie am gelenkschonendsten im Sitzen den rechten Fuß an die Oberschenkelaußenseite bringen, dabei das linke Bein ausstrecken, ohne das Knie zu überstrecken, sich dabei mit geradem Rücken aus der Hüfte nach vorne über das gestreckte Bein beugen, mit Daumen und Zeigefinger den großen Zeh greifen, dabei beide Sitzhöcker auf dem Boden lassen, ohne das Ujjayi-Breathing zu vergessen. Und wenn man die Truppe dabei auch noch mit vollem Körpereinsatz korrigieren möchte, dann erfordert das schon eine Menge an Konzentration. Offensichtlich wurde ich aber doch verstanden, alle blickten in die gleich Richtung, alle hatten, Beine, Arme und Füße an der richtigen Stelle und schauten auch recht zufrieden aus. Puuuhhh, Feuertaufe überstanden. Respekt vor denjenigen im TTC, die noch nie in ihrem Leben unterrichtet haben!

Die Woche war tough und hat uns sehr genau gezeigt, woran wir bis zu den schriftlichen und praktischen Exams nächste Woche noch arbeiten müssen. Die Woche hat einen großen Traum wahr gemacht, weil wir einer nach dem anderen die Möglichkeit hatten, in Rishikesh eine offizielle Stunde für Tattvaa Yoga zu geben. Die Woche war wie eine dicke Umarmung, da wir in der Truppe nochmal näher zusammengerückt sind. Ich bin gespannt, was uns in Woche Nummer vier bei Tattvaa Yoga erwartet. Mit dem Zertifikat über die bestandene 200 hours Ashtanga Ausbildung wäre ich eigentlich schon zufrieden..

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Steffi Sarges

PR Beraterin & Yogalehrerin Ihr Lebensmotto “Don´t forget to play” kam bei all der Arbeit in den letzten Jahren etwas zu kurz. Darum hat sich Stefanie für 2014 dazu entschieden, wieder mit dem "Spielen" zu beginnen, tief durchzuatmen und das Jahr ihrer größten Leidenschaft zu widmen - dem Yoga. Während ihrer Reise durch Indien wird sie eine zweite Ausbildung machen, um sich danach vom roten Yogafaden leiten zu lassen - durch das Land und zu sich selbst. Von ihren Erfahrungen wird sie hier regelmäßig berichten.

F: Stefanie.Sarges W: instagram.com/stevexs

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